Freitag, 29. August 2008 / 10:28:17
Karadzic greift UNO-Tribunal an - Richter kritisiert Ankläger
Den Haag - Radovan Karadzic bleibt auf Konfrontationskurs gegenüber dem UNO-Kriegsverbrechertribunal. Der ehemalige Führer der bosnischen Serben bezeichnete das Tribunal als «Gericht der NATO, die mich liquidieren will».
Auch bei seinem zweiten Auftritt vor Gericht lehnte es Karadzic deshalb ab, zu der gegen ihn erhobenen Anklage wegen Völkermords Stellung zu nehmen. Der Vorsitzende Richter Iain Bonomy gab deshalb bekannt, der Angeklagte erkläre sich damit gemäss Verfahrensweg für nicht schuldig.
Ein Schuldbekenntnis hätte weitere Verhandlungen hinfällig gemacht. Jetzt muss die Staatsanwaltschaft ihre Vorwürfe gegen Karadzic lückenlos beweisen.
Anklagevertreter Alan Tiger kündigte an, frühestens Ende des Monats eine überarbeitete Anklage vorzulegen, und handelte sich deshalb deutliche Kritik von Richter Bonomy ein. Chefankläger Serge Brammertz hatte diese Überarbeitung schon vor vier Wochen angekündigt. Die letzte Anklageschrift ist acht Jahre alt.
Aussage verweigert
Bereits bei seinem ersten Erscheinen vor dem Tribunal vor vier Wochen hatte Karadzic die Aussage verweigert und eine ihm zustehende Bedenkzeit von 30 Tagen beansprucht.
Karadzic trat alleine im Gerichtssal auf und bekräftigte, dass er von seinem Recht auf einen Anwalt keinen Gebrauch machen werde. «Ich werde mich selbst verteidigen», sagte der er. Ein Team von Rechtsberatern werde ihn jedoch bei seiner Verteidigung unterstützen.
Karadzic war Anfang der 90er Jahre politischer Führer der bosnischen Serben. Ihm werden insgesamt elf Anklagepunkte zur Last gelegt, darunter Kriegsverbrechen und Völkermord im Bosnien-Krieg von 1992 bis 1995.
smw (Quelle: sda)
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