Donnerstag, 28. August 2008 / 20:03:05
IT-Fusion von ZKB und BCV geplatzt
Zürich/Lausanne - Die Zusammenlegung der Informatik von Zürcher (ZKB) und Waadtländer Kantonalbank (BCV) ist gescheitert. Schuld sind Verspätungen und viel höhere Kosten als ursprünglich geplant. Das gemeinsame Projekt wird nun beerdigt.
Wie sich in der Planungsphase gezeigt habe, wäre die ZKB-Plattform nicht bereit gewesen, die IT der BCV termingerecht bis 2011 zu integrieren, gaben beide Banken am Donnerstag bekannt. «Man hat zu optimistisch gerechnet», sagte ZKB-Sprecher Urs Ackermann auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA.
Beide Banken hatten im April 2007 angekündigt, ein Dienstleistungsunternehmen mit 1050 Mitarbeitern in Zürich und 250 Angestellten in Lausanne gründen zu wollen. Damals sei beschlossen worden, dass die ZKB die IT-Plattform baue und die BCV kann gratis umsatteln könne, sagte Ackermann.
Allerdings hätte die BCV zusätzliche Anforderungen, die die ZKB-Informatik nicht erfüllte hätte, selber bezahlen müssen. Nach einem Jahr habe sich herausgestellt, dass dieser Katalog zu umfangreich sei. Das hätte Verzögerungen um mehrere Jahre und erhebliche Mehrkosten verursacht, sagte Ackermann.
Risiko zu gross
Das Risiko bezüglich Kosten und Umsetzung sei schliesslich beiden Banken zu gross geworden. «Unter diesen Umständen wird die gemeinsame Arbeit der beiden Banken an diesem Projekt beendet», hiess es weiter. ZKB und BCV bedauerten, dass das Vorhaben nicht realisierbar sei.
Dies wird teuer für die ZKB: Die Verschmelzung der IT- und Backoffice-Aktivitäten hätte den Banken Kostenvorteile von 20 Prozent einbringen sollen. Durch den Ausstieg der BCV seien die Hoffnungen auf tiefere Betriebs- und Entwicklungskosten der ZKB verflogen. Summen konnte Ackermann nicht nennen. Die ZKB will am Freitag ihr Halbjahresergebnis bekannt geben.
Nun müsse die ZKB über die Bücher, welchen Weg sie einschlagen wolle, sagte Ackermann. Möglich seien ein Alleingang oder eine Auslagerung der IT in Teilen oder zur Gänze.
Die bisherigen Investitionen seien aber nicht verloren. Bis 2011 werde die ZKB eine hochmoderne Plattform haben, sagte Ackermann. Dafür investiere sie pro Jahr rund 400 Mio. Fr. in die IT.
1300 Mitarbeiter
Ursprünglich hätte die neuen Gemeinschaftsgesellschaft einen Umsatz von gut 350 Mio. Fr. erzielen sollen. Daran hätte sich die ZKB mit 65 Prozent und die BCV mit 35 Prozent beteiligt. Die Kosten der Zusammenlegung wurden auf 120 bis 150 Mio. Fr. beziffert.
Alleine die die Waadtländer Kantonalbank hatte sich Einsparungen von 30 Mio. Fr. jährlich versprochen. Zudem wären weitere Investitionen in eine eigene IT-Entwicklung entfallen, die die ZKB hätte übernehmen wollen. Insgesamt plante das Zürcher Staatsinstitut, 2 Mrd. Fr. bis 2011 in die Entwicklung ihrer IT-Plattform zu investieren.
Die BCV betonte nun, dass ihr gegenwärtiges IT-System noch für mehrere Jahre durchaus leistungsfähig sei. Die Kantonalbank hatte damals parallel zur Ankündigung der Zusammenarbeit mit der ZKB ihre IT-Tochter Unicible mit 330 Mitarbeitern an den US-Giganten IBM übertragen.
IBM verwalte die BCV-Informatik zur vollen Zufriedenheit der Bank, hiess in Lausanne: «Die BCV kann somit in aller Ruhe über ihre künftige Informatiklösung nachdenken.» Alle Optionen seien offen, sagte ein Sprecher. Die bestehende Zusammenarbeit zwischen ZKB und BCV in anderen Bankbereichen sei vom Abbruch des IT-Projektes nicht betroffen.
smw (Quelle: sda)
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