Montag, 25. August 2008 / 13:58:24
Calmy-Rey: «Noch nie so viele Kontakte zu USA»
Bern - Aussenministerin Micheline Calmy-Rey hat die Botschafterkonferenz in Bern eröffnet. In einer Rede setzte sie sich für den Dialog als wichtiges Mittel zwischen Konfliktparteien ein.
Calmy-Rey trat vor rund 170 Diplomaten für einen «grauen Realismus» anstelle von «schwarz-weissen Prinzipien» ein. Oft seien stigmatisierte Ansichten von Konfliktparteien grosse Hindernisse in einem Prozess. Einziger Weg sei da der ideologiefreie Dialog.
Die Stärke der Schweiz sei es, bei Dialogen als glaubwürdiger Vermittler und politische Neutralität aufzutreten. Weniger stark sei die Schweiz hingegen im «Endspiel», weil dieses vom machtpolitischen Kalkül der Betroffenen dominiert werde.
Dass Dialoge in den Bereichen der Friedenspolitik und der Guten Dienste die bilateralen Beziehungen zu wichtigen Staaten belasteten, ist aus Calmy-Reys Sicht falsch. Trotz Kritik der USA am Gasliefer-Vertrag seien die Beziehungen mit den USA gut: «Noch nie gab es so zahlreiche Kontakte.»
Auch schwierige Partner
Der Dialog müsse teilweise auch mit schwierigen Partnern geführt werden, «weil wir wissen, dass die Alternativen schlechter sind», sagte Calmy-Rey. Sanktionen und Isolierung führten, abgesehen von Ausnahmefällen, zu gefährlichen Fehlern.
In der Frage, wann der Dialog geführt werden soll und wann ein Boykott unumgänglich ist, sei eine Standortbestimmung nötig, forderte Calmy-Rey. Die Schweiz habe über Jahrhunderte den Dialog zu einem wichtigen innen- und aussenpolitischen Instrument entwickelt und müsse sich nun offen und uneingenommen den Herausforderungen der Zeit stellen.
Dialoge seien der Weg weg von «vielen Einbahnstrassen unilateraler Machtpolitik, wo immer mehr Akteure wild um sich schlagen, ohne ihren Gegner wirklich zu treffen», sagte die Aussenministerin.
Nicht ohne Risiken
«Wir sind uns nur unzureichend der strategischen Bedeutung von Dialogen für die Gestaltung unserer Aussenpolitik bewusst», führte Calmy-Rey aus. Dialoge als Mittel zu Problemlösung und Spannungsabbau drängten sich auf.
Dialoge seien aber auch risikoreiche Unternehmungen, deren Erfolge fragil seien, sagte Calmy-Rey. Als Beispiel nannte sie die vorerst gescheiterten Vermittlungsbemühungen in Kolumbien zwischen der Regierung und der Rebellenorganisation FARC.
An der Konferenz versammeln sich Botschafter, Generalkonsuln und Leitende der Kooperationsbüros der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA). Sie dauert bis am Freitag, 29. August. Zum Abschluss führt Bundespräsident Pascal Couchepin die Teilnehmer auf einen Ausflug ins Wallis.
ht (Quelle: sda)
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