Dienstag, 12. August 2008 / 23:49:53
Alles andere als Gold wäre eine Enttäuschung
Mit dem Gewinn der Bronzemedaille im Strassenrennen hat Fabian Cancellara alle Zweifel beseitigt. Der Berner ist der Top-Favorit des Zeitfahrens über 47 km vom Mittwoch. Alles andere als Gold wäre eine Enttäuschung.
Der 5. Platz im ersten Zeitfahren der Tour de France sowie der Sieg der Deutschen Stefan Schumacher am zweitletzten Tag der «grossen Schleife» mit einer halben Minute Vorsprung auf Cancellara hatten leise Zweifel aufkommen lassen. Sollte Cancellara in der Prüfung gegen die Uhr nicht der Favorit schlechthin, sondern nur einer der Mitfavoriten sein?
Doch seit dem letzten Samstag hat sich die Ausgangslage geändert. Nicht nur mit seinem grandiosen Finale hat Cancellara alle Beobachter stark beindruckt. Auch die nachträglichen Schilderungen des Berners über sein Verhalten im Strassenrennen und über seine Disziplin bei der Verpflegung -- keine kalten Getränke beispielsweise, weil sie vom Magen schlechter absorbiert werden -- zeigen auf, dass da ein Perfektionist am Werk ist, der nichts dem Zufall überlässt.
Wettanbieter überzeugt
Überzeugt hat der 27-Jährige offenbar auch die Wettanbieter. Die Quote für Cancellara sank von 2,20 auf 1,65. Stefan Schumacher stand am Montag bei 3,60, Levi Leipheimer (USA) bei 9,00.
Übertragen auf den Automobilrennsport, handelte es sich bei den beiden Zeitfahren in der Tour de France um ein Rallye. Morgen Mittwoch steht aber gleichsam ein Formel-1-Rennen im Programm. Und bei solchen Gelegenheiten hat Cancellara zur Genüge bewiesen, dass er der Meister des Sekundenzeigers ist. Erinnert sei an die beiden Junioren-WM-Titel, die andeuteten, welch prächtiger Schweizer Athlet heranwächst. Die Bestätigung folgte bei der Elite in den letzten beiden Jahren mit den beiden klaren Siegen an den Weltmeisterschaften.
Die von der Elite zweimal zu absolvierenden Runde von 23,5 km ist in Cancellaras Augen keine Strecke für ein Zeitfahren. Grob gesagt geht es um zwei Anstiege und zwei Abfahrten, die dem Gegenwind ausgesetzt sind. Da heisst es, ständig in die Pedalen zu treten, um eine hohe Geschwindigkeit aufrechtzuerhalten.
Sauserstoffnot vermeiden
In den Anstiegen muss der Fahrer den Einsatz dosieren, um nicht in eine zu grosse Sauserstoffnot zu geraten. Cancellara hat am Montag auf der Strecke trainiert, um herauszufinden, welche Übersetzungen für den Olympia-Einsatz am geeignetsten sind.
Es bleibt lediglich die Frage, wie Cancellara seinen Effort vom Samstag verdaut hat. Profi seit 2001, ist der Vater einer Tochter an schwere Einsätze gewohnt und verfügt über eine gute Erholungsfähikeit. Die Zeit seit dem Samstag sollte ausreichen, um neue Kräfte zu schöpfen.
Hauptgegner Schumacher
Sein Hauptgegner Stefan Schumacher gab am Samstag auf und machte dabei einen geschlagenen Eindruck. Der Deutsche kam mit der Wärme und der Luftfeuchtigkeit nicht zurecht. Schumacher dürfte allerdings neue Hoffnung geschöpft haben, als die Temperatur etwas sank und die Luft besser wurde.
Unter den 37 Teilnehmern dürften die beiden Australier Michael Rogers und Cadel Evans, Santiago Botero (Kol), Leipheimer sowie Stef Clement (Ho) die weiteren Anwärter auf einen Platz auf dem Podium sein.
Toni Nötzli, Peking (Quelle: Si)
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