Samstag, 9. August 2008 / 11:35:55
Cancellara gewinnt erste Schweizer Medaille
Gold holte der 30-jährige Spanier Samuel Sanchez, der im Spurt den Italiener Davide Rebellin und Cancellara auf Distanz hielt. Dem italienischen Titelverteidiger Paolo Bettini blieb nur der 18. Rang.
Obschon er ohne Teamkollegen aus der Schweiz zum 245 Kilometer langen Rennen gestartet war, vermochte der 27-jährige Cancellara (nicht ganz unerwartet) zu reüssieren.
Zehn Kilometer vor dem Ziel machte es zwar noch den Anschein, als sei der Schweizer im Kampf um die Medaillen ausgeschieden, zumal sich mit dem Luxemburger Andy Schleck und dem Russen Alexander Kolobnew zwei CSC-Teamkollegen vor ihm befanden.
Viel Kraft
Fünf Kilometer vor dem Ziel lancierte Cancellara aus der Defensive aber einen Konter, der ihn sogar fast zu Gold getragen hätte. Innerhalb weniger Kilometer fuhr er dank seinen Qualitäten als Roller zur Spitze auf.
Womöglich hatte Cancellara während der Aufholjagd aber etwas zu viel Kraft gelassen; im Spurt um den Sieg konnte er nicht mehr aus den Sattel, verteidigte jedoch einen Medaillenrang gegen Kolobnew mit Erfolg.
Grosse Klasse
Cancellara holte als erster Schweizer seit dem Olympiasieg von Pascal Richard 1996 eine Medaille im olympischen Strassenrennen. Der Berner ist nicht nur ein starker Zeitfahrer, sondern seit einigen Jahren auch in Eintages-Rennen ein Athlet von ganz grosser Klasse. So gewann er 2006 den Pavé-Klassiker Paris - Roubaix, und in diesem Frühling Mailand - Sanremo.
«Das, was ich heute gezeigt habe, war grosses Velofahren. Und es war ein grosser Tag für mich, weil ich nicht mit einer Medaille rechnen durfte», sagte Cancellara nach dem Rennen.
«Im richtigen Moment zuschlagen»
Im Spurt habe er alles gegeben, aber keine Kraft mehr gehabt. «Diese Medaille gibt mir für das Zeitfahren Ruhe, Zuversicht und Motivation», sagte Cancellara weiter. Seine Taktik beschrieb er mit: «warten, warten, warten, auf die grossen Nationen schauen und im richtigen Moment zuschlagen.»
Der neue Olympiasieger Samuel Sanchez errang seinen erst zweiten Saisonsieg nach jenem im Zeitfahren in der Asturien-Rundfahrt. Mit den Spaniern war zu rechnen gewesen, aber weitaus eher mit dem Kronfavoriten Alejandro Valverde. Für die Spanier ging die Rechnung freilich auf, für die Italiener etwas weniger. Für die Squadra zählt in solchen Rennen nur der Sieg. Rebellin schaffte es aber nicht, Sanchez auf der Zielgeraden in die Knie zu zwingen.
Hitze, Smog und hohe Luftfeuchtigkeit
Die Hitze, der Smog und die hohe Luftfeuchtigkeit machten den Fahrern zu schaffen. Die äusseren Bedingungen erschwerten Offensivaktionen, sodass die Entscheidung erst auf der letzten Runde fiel. Eine 24-köpfige Vorhut mit dem spanischen Tour-de-France-Sieger Carlos Sastre und dem Luxemburger Kim Kirchen wies rund 100 km vor dem Ziel zwar vier Minuten Vorsprung auf, wurde aber ebenfalls wieder eingeholt.
Zu den prominentesten Fahrern unter den ausgeschiedenen Teilnehmern gehörte der Deutsche Stefan Schumacher. Der wohl schärfste Rivale von Cancellara im olympischen Zeitfahren vom Mittwoch war gut 60 km vor dem Ziel gestürzt.
li (Quelle: Si)
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