Mittwoch, 18. Juni 2008 / 17:58:56
Kander-Drama: Kommandant wird einvernommen
Thun - Nach dem Militärunfall auf der Kander ist die Suche nochmals intensiviert und die Suchmannschaft auf 120 Mann aufgestockt worden. Ein ehemaliger Spitzenmilitär kritisiert derweil die heutige Ausbildung in Wiederholungskursen (WK).
Für Milizoffiziere sei es oft nicht einfach, die lange Bereitschaftszeit der WK-Soldaten mit sinnvollen Beschäftigungen auszufüllen, sagte der ehemalige Divisionär Ulrich Jeanloz in einem Interview in den Tageszeitungen «Der Bund» und «St. Galler Tagblatt».
Früher seien die Truppen mit «einem kristallklaren Ausbildungsprogramm» in den WK eingerückt. Heute stehe der Einsatz im Vordergrund.
Viele Soldaten seien wie jetzt während der EURO 2008 im WK und müssten für den Notfall innert Stunden bereit sein für eine Aufgabe, «die sie nicht im Voraus kennen», wird Jeanloz zitiert.
Die Suche geht weiter
An der Kander und im Kanderdelta ging unterdessen die Suche nach dem letzten Wehrmann weiter, der nach dem Schlauchboot-Unfall vom Donnerstag noch immer vermisst wird. Neben 120 Armeeangehörigen stehen auch rund 25 Mann der Polizei, der Seepolizei und des Schweizerischen Alpen-Clubs (SAC) im Einsatz.
Am Freitag sollen die Suchmannschaften von neuen Kräften abgelöst werden, wie das VBS mitteilte.
Zentrale Fragen noch offen
Zentrale Fragen rund um das Unglück sind auch sechs Tage nach dem Unglück noch offen. Eine Schlüsselrolle dürfte der verantwortliche Kompaniekommandant spielen, der den Unfall verletzt überlebt hat. Er soll in den nächsten Tagen einvernommen werden, wie Silvia Schenker, Sprecherin der Militärjustiz, auf Anfrage sagte.
Ansonsten gibt sich die Militärjustiz bedeckt. Der militärische Untersuchungsrichter setze alles daran, Sinn und Zweck der Unglücksfahrt und allfälliger weiterer Übungen zu klären, sagte Schenker.
Am Donnerstag kenterten auf der Kander bei Wimmis zwei Militärschlauchboote mit insgesamt zehn Mann Besatzung. Vier der zehn Armeeangehörigen gehörten der Swiss Army Group an.
Bei Schwellen im Fluss kenterten die Schlauchboote. Vier Männer wurden tot geborgen, einer wird noch vermisst. Fünf weitere Personen wurden verletzt.
dl (Quelle: sda)
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