Donnerstag, 27. März 2008 / 17:08:46
Lidl entschuldigt sich wegen Überwachungsmethoden
Neckarsulm - Der deutsche Lebensmitteldiscounter Lidl hat sich bei seinen Mitarbeitern wegen der in mehreren Filialen aufgedeckten Überwachungsmethoden entschuldigt. Politiker, Gewerkschaften und Verbände der Wirtschaft protestierten weiter gegen die Bespitzelung.
In einem Brief der Lidl-Geschäftsführung an die Mitarbeiter heisst es: «Wenn Sie sich in Misskredit gebracht und persönlich verletzt fühlen, so bedauern wir dies ausserordentlich und entschuldigen uns dafür bei Ihnen.» Das Schreiben ist nach Lidl-Angaben an alle 48'000 Mitarbeiter in Deutschland gegangen.
Lidl teilte mit, «Inventurkontrollen», bei denen Detekteien eingesetzt worden seien, habe es in etwa 200 Lidl-Filialen in Deutschland gegeben. Das entspreche etwa 8 Prozent des deutschen Filialnetzes. Die Lidl-Sprecherin sagte, es sei um «Warensicherungsmassnahmen» gegangen.
Lidl soll Beschäftigte in zahlreichen Filialen systematisch überwacht haben, hatte das Magazin «stern» am Mittwoch berichtet. Über zahlreiche Überwachungskameras sei registriert worden, wie häufig Mitarbeiter auf die Toilette gehen, wer mit wem ein Liebesverhältnis haben könnte und wer nach Ansicht der Überwacher unfähig ist oder einfach nur «introvertiert und naiv wirkt».
Der Ethikverband der Deutschen Wirtschaft rügte, bei Lidl sei ethisches Bewusstsein mit Füssen getreten worden. Die Gewerkschaft ver.di sprach von einer Verletzung der Grundrechte. Die Grünen forderten Sanktionen gegen Lidl, da nach ihrer Auffassung gegen den Datenschutz verstossen wurde.
smw (Quelle: sda)
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