Donnerstag, 21. Februar 2008 / 20:07:51
Massenprotest in Belgrad - Übergriffe auf Botschaften
Belgrad - Mit der grössten Demonstration seit dem Sturz von Diktator Slobodan Milosevic hat Serbien gegen die Unabhängigkeit des Kosovo protestiert. In der Innenstadt kam es im Anschluss an die Demonstration zu schweren Ausschreitungen.
Am Nachmittag versammelten sich rund 200'000 Menschen vor dem Parlament der serbischen Hauptstadt, um ihrem Zorn über die Abspaltung der Provinz Luft zu machen: «Das Kosovo ist Serbien», schallte es wieder und wieder über den Platz.
«So lange wir leben, ist Kosovo Serbien», rief Ministerpräsident Vojislav Kostunica der Menge zu. «Das Kosovo gehört dem serbischen Volk.» Die Demonstranten antworteten im Chor: «Wir werden das Kosovo niemals aufgeben, niemals.»
Friedlicher Aufmarsch
Der Protestaufmarsch war von den drei grössten Parteien, der Regierung und dem Parlament organisiert worden. Die Teilnehmer waren mit kostenlosen Bussen und Sonderzügen aus der Provinz nach Belgrad gebracht worden.
In friedlicher Atmosphäre lauschten die Menschen aller Altersstufen melancholischen, patriotischen Liedern und Gedichten.
Botschaften beschädigt
Am Abend zogen tausende Randalierer durch die Belgrader Innenstadt. Einige von ihnen versuchten die US-Botschaft in Brand zu stecken, demolierten die kroatische Vertretung und beschädigten die Gebäude der Botschaften von Grossbritannien, der Türkei und Deutschlands.
Spezialverbände der serbischen Polizei tauchten erst mit Verzögerung auf und drängten die Gewalttäter mit gepanzerten Fahrzeugen und massivem Einsatz von Tränengas in die Seitenstrassen ab. Über Schäden in der US-Botschaft lagen keine Angaben vor. Es hiess, dass die Brände in und am Gebäude gelöscht worden seien.
Plünderungen und Verwüstung
Die meist jugendlichen Gewalttäter griffen zwei ausländische Bankfilialen an, plünderten ein Warenhaus und verwüsteten ein US-Hamburgerrestaurant. Zwei Dutzend Autos gingen in Flammen auf, im gesamten Zentrum brannten Abfallcontainer.
In den Spitälern mussten fast 100 Verletzte behandelt werden. Am späten Abend beruhigte sich die Lage, nachdem Staatspräsident Boris Tadic die Randalierer aufgerufen hatte, die Angriffe auf die Botschaften einzustellen und nach Hause zu gehen.
bert (Quelle: sda)
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