Samstag, 9. Februar 2008 / 18:05:37
Kanada will Kampfeinsätze in Afghanistan reduzieren
Ottawa/Vilnius - Kanada will die Kampfeinsätze seiner Truppen in Afghanistan zurückfahren. Die konservative Minderheitsregierung stellte am Freitag einen Plan vor, der den Einsatz zwar bis Ende 2011 verlängern würde.
Dabei sollen sich die kanadischen Truppen jedoch mehr und mehr auf die Ausbildung verlagern. Bisher wurde die Hauptlast der Kämpfe in Afghanistan von den angelsächsischen Staaten sowie den Niederlanden getragen. Dieses Ungleichgewicht war das Haupthema am Treffen der Verteidigungsminister der NATO in Vilnius.
Kanada hat bisher 78 Soldaten verloren, mehr als Deutschland, Italien und Spanien zusammen. Diese Staaten beschränken ihre Truppeneinsätze auf eher ruhigen Teile des Landes. Kanada hatte vor dem Treffen in Vilnius gedroht, seine 2500 Soldaten im kommenden Jahr abzuziehen, wenn die anderen NATO-Länder nicht wenigstens 1000 Soldaten zur Unterstützung schicken.
«Die Rolle Kanadas bei den Gefechten soll zurückgefahren werden, je glaubwürdiger die afghanischen Sicherheitskräfte werden», hiess es nun im Gesetzentwurf der kanadischen Regierung. Eine Abstimmung ist für März geplant. Sollte eine Verlängerung des Einsatzes über Februar 2009 hinaus abgelehnt werden, könnte die Regierung stürzen.
Signale aus Paris
Frankreichs Verteidigungsminister Hervé Morin hatte am Donnerstag nach der Diskussion in Vilnius erklärt, helfen zu wollen. Eine verbindliche Zusage gibt es aber noch nicht. In Paris werde jetzt über Einzelheiten der Verstärkung gesprochen, sagte sein kanadischer Kollege.
Deutschland hingegen bewegte sich am Treffen kaum. Verteidigungsminister Franz Josef Jung sagte in Vilnius, auf Deutschland sei gar kein Druck ausgeübt worden, Truppen in den Süden zu schicken.
Mahnung an Regierung
Die NATO-Verteidigungsminister richteten auch ein Mahnung an Afghanistan, einen Beitrag zur Erhöhung der Sicherheit zu leisten. «Wir brauchen mehr Verbesserung der Regierungsführung seitens der afghanischen Regierung», sagte NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer.
«Wir wollen, dass die Regierung von Präsident Hamid Karsai sichtbar mehr Verantwortung für die Bekämpfung von Korruption und Drogenhandel sowie für die Achtung der Menschenrechte übernimmt», sagte der Gastgeber, Litauens Verteidigungsminister Juozas Olekas.
Afghanistans Verteidigungsminister Abdul Rahim Wardak sagte nach Angaben von Diplomaten, er habe «die Signale verstanden». Die Regierung bemühe sich bereits, aktiver zu werden.
fest (Quelle: sda)
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