Sonntag, 30. Dezember 2007 / 09:22:34
Darfur-Mission vor schwerem Start
New York - Zum Jahreswechsel ist es soweit: Am 31. Dezember soll die lange erwartete Friedenstruppe für die geschundene Krisenregion Darfur im Westsudan das Kommando übernehmen.
Als der UNO-Sicherheitsrat den grössten Einsatz in der Geschichte der Vereinten Nationen am 31. Juli beschloss, war die Hoffnung noch gross: Dem jahrelangen Blutvergiessen in Darfur, von den USA als «Völkermord» gebrandmarkt, sollte endlich ein Ende gesetzt werden.
Aber längst zeichnet sich ab, dass UNAMID, die gemeinsame Mission von Afrikanischer Union (AU) und Vereinten Nationen, vor einem schwierigen Start steht.
Zu Jahresbeginn werden allenfalls 9000 der geplanten 26'000 Soldaten und Polizisten vor Ort sein. Es fehlt an Hubschraubern und Transportmitteln.
Friedenstruppe ernsthaft gefährdet
«Die Stationierung einer effektiven Friedenstruppe bleibt ernsthaft gefährdet», heisst es in einem Hintergrundpapier der Vereinten Nationen.
Deutschland, die USA, Japan, Frankreich oder Grossbritannien sehen keinen Spielraum für eine weitergehende Unterstützung des Einsatzes.
Dabei haben die westlichen Länder seit Jahren für ein wirksames Eingreifen in Darfur geworben. Das Morden dort gilt als die derzeit grösste humanitäre Katastrophe der Welt. Frauen werden vor den Augen ihrer Kinder vergewaltigt, Männer gefoltert, ganze Dörfer ausgelöscht.
Die Anfang 2003 ausgebrochenen Kämpfe zwischen vorwiegend islamischen Milizen und der schwarzafrikanischen Bevölkerung haben bisher mehr als 200'000 Menschen das Leben gekostet, mehr als zwei Millionen wurden vertrieben und leben unter grausamsten Bedingungen in Lagern oder auf der Flucht.
Sudanesische Regierung grösstes Hindernis
Das grösste Hindernis ist nach wie vor die Regierung in Khartum. Der sudanesische Präsident Omar al-Baschir hatte sich einer Stationierung von Blauhelmsoldaten lange ganz widersetzt.
Aber auch die daraufhin beschlossene gemischte Truppe von Vereinten Nationen und Afrikanischer Union stösst auf Widerstand. Khartum besteht in einem zermürbenden Tauziehen hinter den Kulissen darauf, dass die Soldaten fast ausschliesslich aus Afrika kommen. Kräfte aus Nepal, Thailand und den nordischen Ländern lehnte die Regierung ab, obwohl sie dringend benötigt werden.
«Diese Hindernisse drohen die Stationierung von UNAMID zu verzögern und die mögliche Wirksamkeit zu schwächen», warnt die UNO in ihrem Papier.
Vorwürfe von Menschenrechtsorganisationen
Eine Gruppe von 35 Menschenrechtsorganisationen warf der Regierung Al-Baschir kürzlich sogar vor, sie wolle den Einsatz gezielt scheitern lassen. «Der Sudan sagt »Ja«, tut dann aber alles, was in seiner Macht steht, um die gemischte Truppe zu verhindern und zu unterlaufen», so der UNO-Experte von Human Rights Watch, Steve Crawshaw.
Von Montag an werden zunächst Kräfte aus Bangladesch, China, Gambia, Kenia, Nigeria, Ruanda und Südafrika in Darfur eingesetzt. Sie lösen offiziell die bisherige afrikanische Einsatztruppe AMIS ab, die mit ihren 7000 schlecht ausgerüsteten Soldaten von Anfang an überfordert war.
Aber auch für UNAMID bleiben die Herausforderungen gewaltig. Darfur ist eine Region etwa so gross wie Frankreich, kaum erschlossen, mit wenig Wasser und schwierigen klimatischen Bedingungen. Frühestens Mitte nächsten Jahres wird die Truppe ihre volle Stärke von 26'000 Mann erreicht haben.
Nada Weigelt (Quelle: sda)
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