Samstag, 1. September 2007 / 13:20:00
64. Filmfestival von Venedig: Liebe, Sex und Eifersucht
Venedig - Am Filmfestival Venedig geht es um Liebe, zumindest bei den ersten Filmen. Sex und Liebe, verwoben in dramatisch bis bizarre Geschichten, raffiniert bis banal.
Keira Knightley (22), Star von Joe Wrights Eröffnungsfilm «Atonement» hat auch auf schwierige Fragen eine Antwort. «Nein, ich werde keine weitere Folge von 'Fluch der Karibik' mehr spielen.»
Dabei lächelt sie fast so betörend-geheimnisvoll wie in ihrer neuen Rolle in «Atonement».
Die Fans, die Zuschauer, die Kritiker liegen ihr zu Füssen. «Die schönste Engländerin ihrer Generation», schwärmen manche. «Keine Stimme ist so sexy wie ihre.»
Für solche Komplimente revanchiert sich die junge Dame aufs Artigste: «Als ich das Drehbuch von 'Atonement' gelesen habe, musste ich weinen.»
Am 8. November kommt der Film in unsere Kinos - endlich wieder mal ein grosser, dramatischer Liebesfilm - vielleicht etwas zu melodramatisch für manche.
McAvoy küsst am besten
«Die Prinzessin und die Königin», titelt etwa der Kritiker des «Corriere della Sera» (Mailand) nach der Eröffnungsgala am Donnerstag: Neben der blutjungen Keira Knightley brilliert die 70-jährige Vanessa Redgrave. Es geht im Lüge und Fiktion, Verrat und späte Reue.
Der Liebespartner von Keira Knightley ist der smarte James McAvoy. Auch hier weiss die schöne Brünette auf tumbe Fragen gut zu parieren. «James McAvoy hat mir den besten Kuss meines Lebens gegeben», besser als die Küsse von Orlando Bloom und Johnny Depp in «Fluch der Karibik», sagt die junge Frau lächelnd.
Spionage und Kamasutra
Einen «erotischen Spionagethriller» nennt Regisseur Ang Lee seinen Beitrag «Lust, Caution», der in Venedig ebenfalls beim Rennen um den Goldenen Löwen mitmacht. Man erinnert sich: 2005 hat der Mann aus Taiwan mit dem schwulen Cowboy-Drama «Brokeback Montain» am Lido den Goldenen Löwen gewonnen, einem Streifen, der die Zartheit der Gefühle zwischen den harten Männern geradezu bezaubernd in Szene setzte.
Diesmal hat sich Ang Lee offenbar das Gegenteil vorgenommen, die Sexszenen in dem Spionagedrama während der japanischen Besetzung Chinas in den 40er Jahren finden kaum Grenzen. «Diesmal kennt Ang Lee keine Scham», meint ein italienischer Kritiker. Mit geradezu gymnastisch anmutenden Liebesstellungen überrascht Ang Lee seine Zuschauer - richtig begeistern kann das aber trotzdem nicht.
Kammerspiel vom Nobelpreisträger
Dann ist da noch «Sleuth» von Kenneth Branagh, eine britisch-amerikanische Koproduktion und auf den ersten Blick etwas ganz Besonderes. Drehbuch: Literaturnobelpreisträger Harold Pinter. Dazu lediglich zwei Schauspieler: Michael Caine und Jude Law. «Als mich Jude Law fragte, ob ich den Film drehen will, habe ich zugesagt, bevor er die Frage überhaupt beendet hatte», meinte Branagh.
Etwas ganz Besonderes also? Ein älterer, schwerreicher und betrogener Ehemann lädt den Liebhaber seiner jungen Frau zu einem grausamen und sadistischen Spiel in sein Haus. Michael Caine (74) spielt den vor Eifersucht rasenden Ehemann, der den vor Angst zitternden Jude Law mit der Pistole bedroht und durch die Hölle der Todesqualen gehen lässt.
Nach ein paar Tagen kehrt der geschundene Liebhaber zurück und dreht den Spiess um, am Ende spricht er eine ultimative Drohung aus - dass die Ehefrau zum verlassenen alten Mann zurückkehrt.
Leicht abgedreht, zudem Theater im Kino, das ist selbst problematisch, wenn das Drehbuch vom Nobelpreisträger stammt, nicht mal Michael Caine und Jude Law können das Stück ganz retten.
von Peer Meinert (Quelle: dpa)
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