Montag, 13. August 2007 / 20:23:24
70'000 Quadratkilometer der Ostsee sind Todeszone
Stralsund - Rund ein Sechstel der Ostsee hat sich nach Einschätzung der Umweltstiftung WWF «in Todeszonen verwandelt». Wegen des Sauerstoffmangels sei auf einer Fläche von rund 70'000 Quadratkilometern kein Leben mehr möglich.
Das entspricht fast der Fläche Österreichs. Vor allem über die Flüsse gelangten überschüssige Nährstoffe aus der Landwirtschaft ins Meer und zerstörten wertvolle Lebensräume, wie Jochen Lamp, Leiter des WWF-Ostseebüros in Stralsund, sagte.
Er kritisierte in diesem Zusammenhang die Agrarsubventionen der EU. Die Ostsee habe sich mit tatkräftiger Unterstützung aus Brüssel von einem Meer mit klarem Wasser in ein «trübes, überdüngtes Gewässer vor dem Kollaps» entwickelt, sagte er.
Rettungsprogramm für die Ostsee
Der WWF fordert ein Rettungsprogramm für die Ostsee. Künftig sollten Fördergelder an die Landwirtschaft nur dann gezahlt werden, wenn die Bauern die Überdüngung eindämmen, forderte Lamp.
Sollten sich die Regierungen der Ostseeanrainer-Staaten bei ihrer für November geplanten Konferenz nicht auf einen wirksamen Aktionsplan einigen, wäre das der Todesstoss für die Ostsee, sagte er.
Gründe für die Sauerstoffarmut
Cornelius Hammer, Leiter des Instituts für Ostseefischerei in Rostock, wollte die Einschätzung des WWF nicht bestätigen. Die Ostsee sei auf ein vorübergehendes Sauerstoff-Defizit gut eingestellt. «Das ist ein relativ normales Phänomen», sagte er.
Gleichzeitig dürften die Gründe für die Sauerstoffarmut nicht verharmlost werden. So sei nicht auszuschliessen, dass die betroffenen Meeresflächen grösser werden. Auch die Klimaveränderung könnte dabei eine Rolle spielen.
Hammer geht davon aus, dass sich im Zuge der Umstrukturierung der Agrarsysteme in Osteuropa der Eintrag von Schadstoffen in die Ostsee reduzieren wird.
smw (Quelle: sda)
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