Sonntag, 29. April 2007 / 17:11:24
Billigere Krücken und Brillen aus dem Ausland
Bern - Helsana-Chef Manfred Manser will seine Sparoffensive erweitern. In Erwägung zieht er Prämienrabatte für gesundheitsbewusste Menschen. Mit Krücken oder Brillen aus dem Ausland will er zudem 10 bis 40 Prozent der Kosten für Mittel und Gegenstände sparen.
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hinke in der Festlegung dieser Preise fünf bis zehn Jahre hintennach, sagte Manser in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag». Die Helsana prüfe deshalb andere Bezugsquellen von Krücken, Rollstühlen, Windeln oder Brillen.
Einen Versandhandel aus dem Ausland wäre eine Möglichkeit. Eine andere wäre, dass einige Produkte gemietet und nach der Behandlung wieder zurückgegeben werden könnten, sagte Manser. Dazu bräuchte es eine Lagerhalle im grenznahen Ausland.
Für Mittel und Gegenstände bezahle die Helsana pro Jahr zirka 100 Millionen Franken. Das Sparpotenzial liege bei 10 bis 40 Prozent. «Wir sehen nicht ein, wieso die Schweizer Patienten mehr bezahlen sollen für diese Produkte als Patienten im umliegenden Ausland.»
Blinddarmoperation in Süddeutschland
Bereits arbeitet die Helsana mit süddeutschen Rehabilitationskliniken zusammen. Auch bei der Wahl von Akutspitälern sieht Manser im nahen Ausland eine Sparmöglichkeit. Die Helsana rate einem Patienten nicht davon ab, seinen Blinddarm im grenznahen Ausland operieren zu lassen, wenn dies billiger sei.
«Man muss den gesunden Menschenverstand walten lassen.» Priorität bleibe jedoch, dass bei den Spitalbehandlungen die Kantonsgrenzen zugunsten des höheren Wettbewerbs fielen, betonte Manser.
Auch beim Medikamentenkauf wendet sich der Helsana-Chef nicht vom Ausland ab. «Wenn ein Basler sein Medikament billiger jenseits der Grenze bezieht, ja meinen Sie denn, wir legen ein Veto dagegen ein?» Im Herbst werde die Helsana entscheiden, wie es mit der Verbesserung des Preis-Leistungs-Verhältnisses in diesem Bereich weitergehe.
«Bei Kunden, die in einem Hausarzt-Modell versichert sind, ist es möglich, dass wir künftig die Bezugsquellen für Medikamente vorgeben», sagte Manser. Es gehe vor allem um Medikamente, deren Anwendung erweitert werde, ohne den Preis nach unten zu korrigieren. «Der Bund muss die Preisfestsetzung anpassen. Die Pharmabranche kann auch dann noch gut überleben.»
smw (Quelle: sda)
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