Montag, 23. April 2007 / 16:05:35
Boris Jelzin ist tot
Moskau - Der frühere russische Präsident Boris Jelzin ist im Alter von 76 Jahren gestorben. Das Lebenswerk des ersten demokratisch gewählten Präsidenten Russlands wurde unterschiedlich gewürdigt.
Jelzin sei um 15.45 Uhr (Ortszeit) im Kremlspital an Herzinsuffizienz gestorben, meldete die Nachrichtenagentur Interfax.
Jelzins Gesundheitszustand gab bereits seit den 90er Jahren Anlass zur Sorge. 1995 erlitt er zwei Infarkte, einen dritten kurz vor seiner Wiederwahl im Jahr darauf.
Ende 1999 trat der auch politische angeschlagene Jelzin zurück. Hartnäckige Gerüchte über Alkoholprobleme nährten Zweifel an seiner Amtstauglichkeit. Jelzin hatte bei öffentlichen Auftritten oft angetrunken gewirkt.
Vorgänger von Putin
Er übergab das Amt an seinen gewählten Nachfolger Wladimir Putin. In den letzten Jahren war Jelzin immer wieder in ärztlicher Behandlung, unter anderem auch in Deutschland.
Im August 1991 verteidigte Jelzin auf einem Panzer stehend das Parlament gegen die kommunistischen Hardliner, die gegen den sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow geputscht hatten.
In seine Regierungszeit fielen aber auch der Beginn der beiden Tschetschenienkriege 1995 und 1999 und die grosse Wirtschaftskrise im August 1998.
Auch kritische Kommentare
In ersten Reaktionen würdigten russische Politiker die Verdienste Jelzins für sein Land zwar, übten aber auch Kritik.
Der ehemalige sowjetische Präsident Michail Gorbatschow würdigte die Verdienste Jelzins. «Er hat dem Land grosse Dienste geleistet, aber auch grosse Fehler gemacht», sagte der einstige Jelzin-Rivale nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax.
Der amtierende russische Präsident Putin sprach den Angehörigen Jelzin sein «tiefstes und aufrichtigstes Beileid» aus und telefonierte mit Jelzins Witwe Naina.
Internationale Würdigung
UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon hob «die entscheidende Rolle Jelzins bei der Durchsetzung politischer und wirtschaftlicher Reformen» hervor.
Auch die deutsche Bundeskanzlerin und EU-Ratspräsidentin Angela Merkel würdigte Jelzin in einem Beileidsschreiben an Putin als mutigen Kämpfer für Demokratie und Freiheit.
Die US-Regierung nannte Jelzin eine «historische Figur in einer Zeit des grossen Wandels und grosser Herausforderungen für Russland».
Jelzin soll am Mittwoch in Moskau beigesetzt werden.
bert (Quelle: sda)
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