Sonntag, 25. März 2007 / 12:25:20
Iran-Sanktionen könnten beide Seiten hart treffen
Teheran - Der oberste iranische Führer Ajatollah Ali Chamenei ist im Atomstreit deutlich geworden. Er drohte mit künftiger Nichtbeachtung der internationalen Spielregeln.
Da der Iran entgegen den UNO-Forderungen sein Urananreicherungsprogramm nicht einstellt, hat der UNO-Sicherheitsrat gestern Samstag eine neue Resolution gegen den Iran mit weiteren Sanktionen verabschiedet.
Beobachter im Iran sind sich einig, dass mehr als die UNO-Sanktionen selbst die iranische Reaktion deren Wirkung und Ausmass erst richtig deutlich machen wird. Ein erster Schritt könnte der Abbruch der Zusammenarbeit mit der internationalen Atomenergiebehörde IAEA sein.
Der zweite wäre der Ausstieg aus dem Atomwaffensperrvertrag. Falls die Krise weiter eskalieren sollte, wäre auch eine militärische Blockade der Strasse von Hormus nicht ausgeschlossen, durch die der weltweite Ölexport im Persischen Golf läuft. Eine zumindest kurzfristige Ölkrise wäre dann die Folge.
Wiederholt gedroht
Teheran hat mehrmals mit allen drei Optionen gedroht. «Wenn man in die Enge getrieben wird, ist es legitim, sich dementsprechend mit allen Mitteln zu verteidigen», sagte Präsident Mahmud Ahmadinedschad.
Obwohl die iranischen Führer unentwegt versuchen, die Folgen der UNO-Sanktionen als nicht beachtenswert und eher als «psychologische Kriegsführung» herunter zu spielen, sehen Wirtschaftsexperten das anders.
«Sanktionen tun wirtschaftlich und politisch weh, das kann keiner schönreden, denn besonders die Wirtschaft ist eine Kette, bei der jedes nicht funktionierende Glied das Ganze durcheinander bringen könnte», sagt ein Wirtschaftsfachmann in Teheran.
Achillesferse: Öl
Infrastrukturprojekte und besonders die seit Jahren unter Ersatzteilmangel leidende zivile Luftflotte des Irans würden leiden. Aber die Achillessehne Teherans ist paradoxerweise das Öl.
Über 80 Prozent der Staatseinnahmen werden durch die Ausfuhr von Erdöl gedeckt. Aber der Konsum im Iran erfordert eine Ausweitung der Ölproduktion, die derzeit bei 4,2 Millionen Barrels (jeweils 158 Liter) pro Tag liegt. Ein Drittel davon geht jetzt schon ins Inland, und nur der Rest kann exportiert werden.
Die Zusammenarbeit mit dem Ausland bei einer Produktionssteigerung ist daher eine Lebensnotwendigkeit für den Iran. Sanktionen könnten diese Zusammenarbeit erheblich beeinträchtigen.
CS und UBS nicht mehr im Geschäft
Sanktionen könnten auch die zukünftige Zusammenarbeit der iranischen und ausländischen Banken zumindest begrenzen. Mehrere Banken haben die Kooperation eingestellt, darunter die Schweizer Grossbanken UBS und CS.
Präsident Ahmadinedschad verweist auf die US-Sanktionen in den letzten zehn Jahren, die das Land lediglich zu mehr Leistung ermutigt hätten. Neue Geschäftspartnern könnten die Lücke schliessen.
«Aber auch Ahmadinedschad weiss, dass seine neuen Freunde wie Venezuela, Bolivien oder Nicaragua keinerlei Alternative zu westlichen Partnern sein können», meint ein Diplomat in Teheran. Dies war auch der Grund, warum Ahmadinedschad unbedingt nach New York reisen wollte, um in letzter Minute die Sanktionen doch noch zu verhindern.
Von Farshid Motahari, dpa (Quelle: sda)
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