Mittwoch, 14. Februar 2007 / 12:54:38
Steuerstreit: Schweiz «stur wie ein Appenzeller Ochse»
Brüssel - In den Nachbarländern wird unterschiedlich auf den Brüsseler Beschluss und die harte Haltung der Schweiz reagiert. Aufgegriffen wird das Thema vor allem in der deutschen Presse - und auf der Front der Europaausgabe der «Financial Times».
«Wer meint, er könne die Eidgenossen mit Verhandlungen dazu bewegen, ihre Unternehmenssteuern für Ausländer zu erhöhen, denkt reichlich naiv», kommentierte der deutsche «Südkurier».
Denn wenn es um Geld gehe, so das Blatt weiter, «kann die Schweiz stur wie ein Appenzeller Ochse sein. Und sie hat im Prinzip Recht: Das Erheben von Steuern gehört zu den zentralen Merkmalen nationaler Souveränität.»
Für den «Südkurier» steigt die EU jetzt «von Verhandlungen auf Daumenschrauben» um. Das «Handelsblatt» betont die Brüsseler Drohung mit Strafzöllen. Was davon zu halten ist, macht der Untertitel klar: «Unternehmensbesteuerung einzelner Kantone angeblich rechtswidrig.»
Warnung an die «Steueroase»
Andere Zeitungen bewerten das Brüsseler Vorgehen primär als Warnung. «EU warnt Steueroase», betitelt etwa die »Süddeutsche Zeitung« ihre Kurzmeldung.
«EU legt sich mit der Schweiz an«, schreibt die »Frankfurter Rundschau». Die EU-Kommission wolle gegen Steueroasen in der Schweiz vorgehen, was auf «heftige Kritik» stosse.
In französischen Zeitungen war das Thema bereits in den vergangenen Wochen erörtert worden, so Anfang des Monats in «Le Monde». Ausführlich berichtete das Wirtschaftsblatt «Les Echos» mit Agenturmeldungen. Die grossen italienischen Zeitungen griffen den Steuerstreit zwischen Bern und Brüssel nicht auf.
Beispiel Kraft Foods
Hingegen dürften nun fast alle Diplomaten und viele weiteren Akteure in Brüssel über den Konflikt Bescheid wissen: Die «Financial Times» setzte das Thema in ihrer Europaausgabe auf die Frontseite.
Als Beispiel wird auf das Unternehmen Kraft Foods verwiesen, das angekündigt hat, seinen Europasitz in diesem Jahr nach Zürich verlagern zu wollen.
Die Beziehungen zwischen der EU und der Schweiz seien nach den Volksabstimmungen in den vergangenen Jahren wärmer geworden, berichtet FT weiter. Doch das Thema der Unternehmensverlagerungen sei eben «sehr heikel» geworden, urteilt das Blatt.
fest (Quelle: sda)
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