Samstag, 16. Dezember 2006 / 15:17:10
Jährlich 300 Tote durch Armeewaffen
Bern - Bei Familiendramen und Suiziden in der Schweiz spielen Armeeschusswaffen eine zentrale Rolle. Das belegt eine Studie, die unter der Leitung des Lausanner Kriminologen Martin Killias durchgeführt wurde.
Danach dürften jährlich fast 300 Menschen an Verletzungen von Schüssen aus Armeewaffen sterben. «Das ist sehr viel mehr als ich erwartet habe», sagte Killias in einem am Samstag veröffentlichten Interview mit der «Berner Zeitung».
Bei den Suiziden dominierten mit zwei Drittel ganz klar die Ordonnanzwaffen. Bei Familienmorden seien es private (knapp die Hälfte) und Ordonnanzwaffen (36 Prozent).
Die Untersuchungen hätten zudem gezeigt, dass bei Morden im öffentlichen Raum ganz klar die illegalen Waffen dominieren, sagte Killias.
Er stützt sich dabei auf Zwischenresultate der Studie. Bisher wurden elf Kantone erfasst; das entspricht rund 60 Prozent der Schweizer Bevölkerung.
Beunruhigende Erkenntnis
«Zudem mussten wir die beunruhigende Erkenntnis machen, dass der Familienmord in der Schweiz sehr häufig vorkommt. Jedes zweite Tötungsdelikt findet im Familienkreis statt.»
Neben den Tötungen dürfe man aber auch ein weiteres Phänomen nicht ausklammern: Ordonnanzwaffen würden oft als Drohmittel eingesetzt.
Als guten Ansatz bezeichnet Killias den Vorschlag, dass die Armee keine Taschenmunition mehr abgeben soll. «Waffenmissbrauch und Familiendramen könnten sicher minimiert werden, wenn den Soldaten keine Munition mehr nach Hause mitgegeben würde.»
Verkauf einschränken
Aber auch auf dem Markt müsste der Verkauf von Munition laut dem Kriminologen massiv eingeschränkt und nur unter ganz bestimmten Vorgaben zugelassen werden. Killias ist überzeugt, dass diese Anliegen in einer Volksabstimmung - anders als im Parlament - «satte Mehrheiten erzielen würden».
Der Nationalrat wird in der kommenden Woche erneut die Revision des Waffengesetzes beraten und entscheiden, ob Soldaten ihre Dienstwaffe weiterhin nach Hause nehmen sollen. In der Herbstsession hatte die grosse Kammer mit der Beratung begonnen und Anträge der Linken zur Verschärfung abgelehnt.
dl (Quelle: sda)
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