Freitag, 1. Dezember 2006 / 20:40:31
Ex-Spion - Polonium aus Russland?
London - Wissenschaftler haben den früheren russischen Spion Alexander Litwinenko obduziert. Sie erhoffen sich Erkenntnisse darüber, wann und wie ihm die tödliche Dosis des radioaktiven Poloniums 210 verabreicht wurde.
Die Leichenöffnung fand unter hohen Sicherheitsvorkehrungen im Royal London Hospital statt. Litwinenko hatte den russischen Präsidenten Wladimir Putin vom Sterbebett aus beschuldigt, für seinen Zustand verantwortlich zu sein. Russland hat die Vorwürfe zurückgewiesen.
Der russische Aussenminister Sergei Lawrow sicherte seiner britischen Amtskollegin Margaret Beckett am Rande der G8-Nahost- Konferenz in Jordanien Unterstützung zu. Einschränkend fügte er hinzu: «Der Ball liegt bei Grossbritannien. Alles hängt von den britischen Ermittlern ab.»
Offenbar fünf Russen verdächtigt
Gemäss einem Bericht der britischen Tageszeitung «The Guardian» vermutet die britische Polizei Mitglieder des russischen Geheimdienstes FSB hinter Litwinkenkos rätselhaftem Tod.
Im Zentrum der Ermittlungen stehe eine Gruppe von mindestens fünf Russen, die am 1. November zum Fussballspiel zwischen Arsenal London und ZSKA Moskau in die britische Hauptstadt gekommen waren. Sie flogen dem Bericht zufolge anschliessend zurück nach Moskau.
Scaramella positiv getestet
Beim italienischen Geheimdienstexperten Mario Scaramella, der sich gleichentags mit Litwinenko in einer Londoner Sushi-Bar getroffen hatte, sind nach britischen Regierungsangaben auch Spuren von Polonium 210 festgestellt worden.
Ein Regierungssprecher in London bestätigte Medienberichte, wonach Scaramella positiv auf die radioaktive Substanz getestet wurde. «Wir haben die italienische Regierung offiziell informiert», sagte der Sprecher weiter.
Polonium aus Russland
Weiter hiess es in britischen Medienberichten, das Atomic Weapons Establishment (AWE), das die britischen Atomsprengköpfe liefert und wartet, habe die Quelle des Poloniums in einem russischen Atomreaktor ausgemacht.
Der Chef der russischen Atomenergiebehörde Rosatom bestritt, dass das Polonium aus seinem Land kommen könnte. Russland produziere pro Monat lediglich acht Gramm des Elements und exportiere sie über eine einzige Firma vollständig in die USA, sagte er der Regierungszeitung «Rossiskaja Gaseta».
ht (Quelle: sda)
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