Freitag, 3. November 2006 / 14:08:24
Jährlich werden mehr als 50 000 Kinder ermordet
Berlin - Gewalt gegen Kinder ist in vielen Ländern an der Tagesordnung: In 31 Staaten sind immer noch körperliche Strafen vom Auspeitschen bis zu Amputationen erlaubt.
Allein 2002 wurden weltweit 53 000 Kinder und Jugendliche ermordet. Dies geht aus der ersten UNO-Studie zu Gewalt gegen Kinder hervor, die das Kinderhilfswerk UNICEF in Berlin vorstellte. Jährlich werden demnach mehr als 220 Millionen Mädchen und Jungen unter 18 Jahre sexuell missbraucht oder zum Geschlechtsverkehr gezwungen.
Die meisten Gewalttaten finden im Verborgenen statt, beispielsweise in Familie, Schule und Heimen. Als Reaktion auf die Zahlen wird in der UNO-Studie unter anderem ein gesetzliches Verbot jeglicher Gewalt gegen Kinder und eine bessere Überwachung entsprechender Vorschriften gefordert.
Ausmass der Gewalt gegen Kinder unbekannt
Das tatsächliche Ausmass der Gewalttaten an Kindern und Jugendlichen werde noch immer verdrängt, warnen die Autoren der Untersuchung. Lediglich in 102 von mehr als 200 Staaten sind demnach körperliche Disziplinierungsmassnahmen an Schulen verboten.
Zugleich werde die Einhaltung gesetzlicher Verbote nur unzureichend kontrolliert. So ging in den Industriestaaten zwar die Zahl der Todesfälle durch Misshandlung und Vernachlässigung in den vergangenen Jahrzehnten zurück.
Opfer in den Industriestaaten
Doch immer noch sterben der Studie zufolge an Schlägen und fehlender Fürsorge allein in Deutschland und Grossbritannien zwei Kinder pro Woche; in Frankreich sind es drei Kinder, in Japan vier, in den USA sogar 27.
Nach Erkenntnissen der UNO-Forscher sind zudem weltweit mehr als eine Million Kinder in Gefängnissen eingesperrt - weil sie von zu Hause weggelaufen sind oder wegen Bettelns und kleinerer Diebstähle. Gerade in ärmeren Ländern herrschten in den Gefängnissen oft katastrophale hygienische Bedingungen.
Ausserdem hätten die Heranwachsenden meist keine Möglichkeit, sich zu beschweren; dabei würden viele monate- oder gar jahrelang ohne Anklage festgehalten.
Die Geschäftsleiterin von UNICEF Schweiz, Elsbeth Müller, erhofft sich von der Studie laut einem Communiqué eine breite Diskussion über den Kinderschutz in der Schweiz.
«Obwohl der gesetzliche Schutz von Kindern in den vergangenen Jahren konsequenter durchgesetzt wurde, wird körperliche Gewalt an Kindern als Erziehungsmassnahme noch immer toleriert», wird Müller zitiert.
fest (Quelle: sda)
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