Mittwoch, 25. Oktober 2006 / 11:15:09
Hans Küng: «Mit Verboten kommt man nicht weit»
Bern - Minarettverbote, wie sie einige Kantone prüfen, sind für den Theologen Hans Küng keine Lösung.
«Mit Verboten oder gar Prozessen kommt man da nicht weiter», sagte Küng am Mittwoch in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger».
Beim Bau von Minaretten könnten nur die Bestimmungen des Baurechts angewendet werden. «Es müssen die gleichen Rechte gelten wie für den Bau eines Kirchenturms oder eines Fabrikschlots», erklärte der Theologe, der schon 1984 mit dem Orientalisten Josef von Ess einen Religionsvergleich Christentum-Islam vorgelegt hatte.
Die Schweiz gewähre die Religionsfreiheit, die «wir lange nur für uns Christen in Anspruch genommen haben, jetzt melden sie halt die anderen auch an». Man dürfe die Muslime nicht mit Minarettverboten vor den Kopf stossen.
Muslime «höchst vernünftige Leute»
Denn weder in Deutschland noch in der Schweiz könnten wir uns darüber beklagen, «dass die Muslime im Nachgang zum 11. September wie auch nach den dänischen Karikaturen über die Schnur geschlagen hätten». Das seien «höchst vernünftige Leute», sagte Küng weiter.
Heute gebe es in ganz Europa Millionen von Muslimen, die schon die zweite und dritte Generation bildeten. Darunter seien immer mehr Gebildete, die in ihre Heimatländer zurückwirken würden. «Diese Entwicklung führt auch dazu, dass wir immer kompetentere Gesprächspartner für einen Dialog finden.»
fest (Quelle: sda)
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