Freitag, 13. Oktober 2006 / 14:30:58
Friedensnobelpreis an Banker aus Bangladesh
Oslo - Der Friedensnobelpreis geht völlig überraschend an den Wirtschaftsfachmann Muhammad Yunus aus Bangladesch und die von ihm gegründete Grameen Bank. Das Nobelkomitee setzte damit ein Signal für die Armutsbekämpfung.
Das Nobelkomitee begründete die Entscheidung, dass das Projekt von Yunus für die «erfolgreichen Bemühungen zur Erzeugung wirtschaftlicher und sozialer Entwicklung von unten» einstehe. Der 66-Jährige organisiert mit der Bank seit dreissig Jahren vor allem Kleinstkredite für arme Menschen in dem südasiatischen Land.
Yunus bezeichnete die völlig überraschende Entscheidung als «gute Nachricht - für alle armen Länder und alle armen Menschen». Er feierte die Auszeichnung in Bangladeschs Hauptstadt Dhaka, wo er lebt.
Inmitten seiner Anhänger sagte er: «Der Krieg gegen die Armut wird nun weltweit verstärkt werden. Es darf keine Armut geben, nirgendwo.» Wenn alle miteinander für dieses Ziel arbeiteten, dann sei ein echter Frieden im Land und auf der ganzen Welt möglich.
Er wird auch sein Preisgeld von 10 Millionen Kronen (1.7 Millionen Franken) für die Bekämpfung von Armut nutzen.
Vergabe von Kleinkrediten
Yunus´ revolutionäre Geschäftsidee war die Vergabe von Kleinkrediten. Er gründete 1976 in Bangladesch die Grameen Bank. Vor allem an arme Bauern und Frauen vergab er Kleinstkredite, um ihnen den Weg in die Selbständigkeit zu ermöglichen.
Bei anderen Banken hatten diese Kunden wegen fehlender Sicherheiten bis dahin keine Chance, bei Geldverleihern mussten sie Wucherzinsen zahlen. Nur zwei Bedingungen stellt die Grameen Bank bei der Kreditvergabe: Die Antragsteller müssen sich zu fünf Kreditnehmern zusammenschliessen und sich bei der Rückzahlung der Schulden gegenseitig helfen.
System sozialer Kontrolle funktioniert
Die Geschäftszahlen zeigen, dass dieses System sozialer Kontrolle funktioniert: Derzeit hat die Grameen Bank 6,6 Millionen Kunden, davon 96 Prozent Frauen. Seit ihrer Gründung reichte das Geldhaus Kredite in Höhe von 5,7 Millarden US-Dollar (7,2 Millarden Franken) aus.
Viele andere Banken und internationale Organisation übernahmen das Mikrokredit-System mit Erfolg. Kleinstkredite werden in mehr als 40 Ländern vergeben.
smw (Quelle: sda)
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