Donnerstag, 5. Oktober 2006 / 10:15:42
Büchner-Preisträger Oskar Pastior gestorben
Frankfurt - Der Schriftsteller Oskar Pastior ist tot. Wie eine Sprecherin des Hanser Verlags auf der Frankfurter Buchmesse bestätigte, starb er 78- jährig in der Nacht in Frankfurt.
Er hätte am 21. Oktober den Büchnerpreis entgegennehmen können.
Pastior war als «Poet der Moderne» einer der renommiertesten Lyriker der Gegenwart. Gleichzeitig galt er als singuläre Erscheinung unter den deutschsprachigen Schriftstellern.
Der eigenwillige Autor, der auch als Petrarca-Übersetzer Anerkennung fand, war vor allem für seine vom Dadaismus geprägte experimentelle Lyrik und Prosa, seine «Lautmalereien», bekannt. Als «Grossmeister des Wortgebrauchs» und «lingualer Neutöner» hatte er Kultstatus in der Lyrikszene.
Einengungen immer neu überwunden
Mit seiner ungewöhnlichen Wortakrobatik suchte der 78-jährige Sprachklangvirtuose die Einengungen der deutschen Sprache immer neu zu überwinden. Manche sagten dem «Wortschatzmagier» sogar eine «erotische Zuneigung» zur Sprache nach.
Auf jeden Fall war er ein lustvoller Avantgardist auf dem Feld der Sprachexperimente mit einer grossen Sensibilität für Laute und ihre geheimen Eigenschaften.
Er selbst fühlte sich dem «sprachmagischen Ansatz» Georg Büchners verpflichtet.
«Deutsche Sprache neu entdeckt»
Die frühere deutsche Kulturstaatsministerin Christina Weiss lobte bei der Verleihung des Erich-Fried-Preises 2002 an Pastior gar, er habe «die deutsche Sprache neu entdeckt». Er sei auch einer der jüngsten Dichter in Deutschland, wenn man bedenke, «dass er quellengleich Sprache immer wieder neu erfindet».
Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, die ihm diesen Frühling den Büchnerpreis zusprach, lobte Pastior als «methodischen Magier der Sprache». Er habe ein Werk «von grösster Radikalität und Formenvielfalt» geschaffen.
Pastior wurde am 20. Oktober 1927 als Angehöriger der deutschen Minderheit im rumänischen Hermannstadt (Siebenbürgen) geboren, wo er inzwischen zum Ehrendoktor ernannt wurde. Seit 1969 lebte er in Berlin, wo er gemeinsam mit der ebenfalls aus Rumänien stammenden Schriftstellerin Herta Müller an einem autobiografischen Roman schrieb.
rr (Quelle: sda)
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