Freitag, 15. September 2006 / 10:30:32
Papst im Kreuzfeuer wütender muslimischer Proteste
Islamabad - In der islamischen Welt wächst der Sturm der Entrüstung über die Papst-Worte zum Verhältnis von Religion und Gewalt. Die Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) sprach von einer «Verleumdungskampagne».
Der Papst hatte während seines Deutschlandbesuchs die gewaltsame Glaubensausbreitung verurteilt. Dabei kritisierte er indirekt auch den Propheten Mohammed. Damit rief er eine Welle der Empörung hervor, die an die Proteste nach der Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen vor rund neun Monaten erinnern.
Verschiedene Geistliche riefen die Muslime zu Reaktionen auf. Alle grossen arabischen Nachrichtensender befassten sich eingehend mit den Äusserungen. «Der Papst kritisiert den Islam und zitiert eine Beleidigung seines Propheten», betitelte etwa El Dschasira seine Top-Story in den Abendnachrichten.
Der zweitgrösste arabische Satellitensender Al Arabija kam zur Einschätzung, dass Benedikt XVI. mit seinen Worten wohl «den Zorn der islamischen Welt heraufbeschwören» werde.
Mohammed als «böse und unmenschlich» dargestellt
Die OIC kritisierte auf einer Tagung in Saudi-Arabien, der Papst habe Mohammed als «böse und unmenschlich» dargestellt. In einer Erklärung heisst es: «Die OIC hofft, dass diese Kampagne nicht der Prolog für eine neue Politik des Vatikans gegenüber dem Islam ist.»
Dies besonders nach den vielen Jahrzehnten des Dialoges, der die Kleriker des Vatikans und die führenden Denker und Religionsgelehrten der Muslime einander näher gebracht habe.
In verschiedenen Ländern sprachen Religionsvertreter von Beleidigung und Gotteslästerung und forderten eine Entschuldigung Benedikts XVI. Die ägyptische islamische Arbeitspartei attackierte den Papst und rief zu Protesten auf. In Gaza wurde ein Sprengstoffanschlag auf eine christliche Kirche verübt.
Das pakistanische Parlament verabschiedete eine Resolution, in der es heisst, die Äusserungen Benedikts XVI. verletzten die Gefühle der Muslime.
Der Papst hatte sich in Regensburg gegen den Heiligen Krieg ausgesprochen. Er berief sich auf ein über 600 Jahre altes Zitat eines byzantinischen Kaisers, in dem es heisst, Mohammed habe nur Schlechtes und Inhumanes gebracht, weil er den Glauben mit dem Schwert verbreiten lassen wollte.
smw (Quelle: sda)
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