Donnerstag, 27. Juli 2006 / 22:57:09
Reaktionen auf den Dopingskandal
Nachdem der Tour de France-Sieger Floyd Landis im Verdacht des Testosteron-Dopings steht, überwiegt die Enttäuschung bei den Verantwortlichen.
René Savary (Sportlicher Phonak-Direktor an der Wallonien-Rundfahrt): «Ich könnte wirklich weinen. Wir könnten zufrieden sein (mit dem Sieg von Fabrizio Guidi). Aber es ist erneut einer der dunkelsten Stunden für den Radsport, falls die Gegenexpertise den Verdacht bestätigt. Das ist eine Katastrophe für die Mannschaft, für den Radsport und für diejenigen, die noch an ihn geglaubt haben. Wir hatten in unserem Team schon genügend Dopingfälle. Wir haben bei Phonak stets versucht, mit sauberen Fahrern zusammenzuarbeiten. Das ist hart für die Moral. Für mich ist das alles wie ein Traum, der geplatzt ist. Ich fürchte sogar, dass sich iShares, das Phonak ersetzen soll, aus dem Radsport zurückziehen wird.»
Christian Prudhomme (neuer Direktor der Tour de France): «Man muss das Resultat der Gegenexpertise abwarten. Wenn das Resultat der A-Probe jedoch bestätigt wird, ist eine traurige Reaktion gefragt. Wir wollen weiterkämpfen. Wir sagten, dass wir eine Schlacht, nicht aber den Krieg gewonnen haben. Es wird weitere schwierige Momente geben. Unser Wille bleibt intakt. Es hat aber gezeigt, dass sich die Schlinge (um die Sünder) weiter zusammenzieht. Man wird in Zukunft verrückt sein müssen, um weiterhin zu betrügen.»
Peter Ueberroth, Vorsitzender des Exekutivkomitees des Nationalen Olympischen Komitees der USA (USOC): «Sollte auch die B-Dopingprobe positiv ausfallen, wäre diese eine riesige Enttäuschung. Doping is Betrug. Doping kompromittiert die Integrität des Sports, die Gesundheit und das Wohlbefinden der Athleten. Doping untergräbt das olympische Ideal. Es sendet die falschen Signale an die Gesellschaft. Als Organisation haben wir klar zu machen, dass Doping-Konsumenten in amerikanischen Olympia-Teams nichts verloren haben.»
Oscar Pereiro (Zweiter der Tour de France): «Sollte ich die Tour gewinnen, würde es sich anfühlen wie ein akademischer Sieg. Man muss einen Sieg in Paris feiern, sonst ist es nur ein bürokratischer Sieg.»
Steigt das ZDF aus?
Der deutsche Fernsehsender ZDF denkt nach der positiven Doping-Probe von Tour-de-France-Sieger Floyd Landis über ein Ende der Berichterstattung über die Tour nach. «Wir haben einen Fernsehvertrag über eine Sportveranstaltung und nicht über eine Pharma-Leistungsschau abgeschlossen», sagte ZDF-Chefredaktor Nikolaus Brender.
Der neuerliche Fall zeige, dass ohne wirksame Gegenmassnahmen der Wegfall der Geschäftsgrundlage drohe, hiess es in einer Mitteilung des Senders. «In diesem Fall müssen wir über ein Ende der Berichterstattung des ZDF über die Tour nachdenken», sagte Brender. Allerdings wolle er zuvor den deutschen Radsportverband und die deutschen Rennställe zu einem Gespräch über die Einhaltung eines Doping-Codex einladen.
Ausserdem verlange das ZDF vom internationalen Radsportverband (UCI) und vom Tour-Veranstalter eindeutige Garantien über wirksame Massnahmen gegen Doping sowie eine Verschärfung der Strafen bis hin zur Sperrung von Rennställen. Ob sich andere TV-Stationen (wie zum Beispiel SF) ähnliche Massnahmen überlegen, werden die kommenden Tage und Wochen zeigen.
rr (Quelle: Si)
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