Freitag, 28. April 2006 / 11:19:56
Jolie und Pitt werden zum Politikum
Johannesburg - Eine Liebesgeschichte in der Wüste wird für Menschenrechtler zum «Albtraum».
Seit Angelina Jolie und Brad Pitt Anfang April in Namibia eintrafen, wo ihr erstes gemeinsames Kind zur Welt kommen soll, ist dort nichts mehr so, wie es mal war.
Der beschauliche Wüstenstaat in Südwestafrika, der sich zuletzt bei seiner Unabhängigkeit 1989 des ungestörten Interesses der Weltöffentlichkeit gewiss sein konnte, steht auf einmal voll im Rampenlicht. Grund: der wohlwollende Schutz, den die Regierung des Landes dem Hollywood-Paar gewährt.
Pressefreiheit gefährdet
Er geht nach Ansicht der nationalen Menschenrechtsgruppe auf Kosten der Verfassung. Von einem «Albtraum» spricht sie - und sieht Demokratie und Pressefreiheit in Gefahr. Während das Traumpaar in der Atlantik-Feriensiedlung Langstrand unbeschwerte Tage verleben möchte, löst die Jagd auf vermeintliche Paparazzi zunehmend Verstimmung aus.
Glaubt man den Schilderungen von Medienvertretern, so spielen sich besatzungsähnliche Zustände ab. Ungehemmt und ohne gesetzliche Grundlage sollen Polizisten und Bodyguards auf der Suche nach Journalisten in Häuser eingedrungen sein. Vier ausländische Fotografen wurden schon des Landes verwiesen.
Regierung begrüsst Vorgehen
Wer mit einer Kamera um den Hals am Strand entlang schlendert, wird von muskelbepackten Bodyguards kritisch beäugt. Ministerpräsident Nahas Angula machte klar, dass die Hollywood-Stars künftig selbst bestimmen dürfen, welche Journalisten zur Berichterstattung über sie einreisen dürfen und wer nicht.
«Die namibische Regierung fühlt sich verfassungsrechtlich verpflichtet, die Privatsphäre von Besuchern zu schützen», meinte Staatssekretär Loini Katoma vom Informationsministerium.
Menschenrechtler verweisen aber darauf, dass die Kontroverse das Land eine Woche vor dem internationalen «Tag der Pressefreiheit» am 3. Mai in ein schiefes Licht rückt. Dabei hatte die UNO das Datum als eine Art Verbeugung vor der «Erklärung von Windhuk» gewählt, die am 3. Mai 1991 ausgerechnet in Namibias Hauptstadt fundamentale Presserechte festlegte.
Willkür am Pranger
Der Vorsitzende der Menschenrechtsgesellschaft, Phil ya Nangoloh, hält es für unbedenklich, wenn das Promi-Paar an öffentlichen Plätzen fotografiert wird - zumal es selbst ein ausländisches TV-Team angeheuert habe, um sich filmen zu lassen.
Er spricht von Willkür und kritisiert, dass gemäss «den aristokratischen Wünschen eines Prominenten-Paars nach Privatsphäre» einige örtliche und ausländische Medienvertreter an ihrer Arbeit gehindert würden, um sie für andere abzusichern.
Das Thema dürfte Namibia noch ein paar Wochen beschäftigen. Denn Angelina ist erst im siebten Monat schwanger. Sollte sie wirklich ihr erstes gemeinsames Kind mit Brad Pitt in dem Land zur Welt bringen, wie sie ankündigte, dürfte das Interesse kaum abklingen. Zumal Besuche des Paars bei Juwelieren Spekulationen über eine Verlobung unter afrikanischem Himmel nährten.
Ralf E. Krüger (Quelle: dpa)
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