Dienstag, 25. April 2006 / 13:23:58
«FON»: Die Hotspot-Kooperative für die Welt?
Von Linussen, Bills und Aliens: Warum ein vier Monate alter Start-up Geld von Google und Skype erhält.
Ein gerade erst vor rund vier Monaten gegründeter spanischer Internet-Start-up hat von Google, Skype und zwei privaten Investmentfirmen hübsche 21,7 Millionen Dollar Risikokapital erhalten, wie das 'Wall Street Journal' berichtet. FON, so nennt sich das Jungunternehmen, möchte die Welt des drahtlosen Internetzugangs über WiFi-Hotspots mit einer Art Peer-to-peer-Modell erobern – Skype und Google finden das Konzept offensichtlich vielversprechend.
FON möchte ein Netzwerk von WLAN-Hotspots aufbauen, das im Prinzip von den Usern selbst betrieben wird. Wer daran teilnimmt, muss einen eigenen Breitbandanschluss haben und bei sich einen WLAN-Access-Point aufstellen. Über eine spezielle «FON»-Software, die auf den WLAN-Router gespielt wird, kann dieser Access-Point dann für andere FON-User geöffnet werden. Als Gegenleistung kann der Access-Point-Spender dann alle Access-Points von FON-Teilnehmern weltweit gratis benutzen.
Diese Art von FON-User, der seine eigene «Leistung» freiwillig einbringt und dafür die Einrichtungen der anderen auch gratis nutzen kann, nennt das Unternehmen «Linus».
Nicht nur selbstlos
So weit zum selbstlosen Teil – in Zukunft sollen aber auch «Bills» und «Aliens» hinzukommen. Wie FON auf diese etwas seltsame Nomenklatur gekommen ist, wissen wir nicht genau – anzunehmen ist, das Torvalds (Linus) und Gates (Bill) etwas damit zu tun haben.
Als User kann man auch einen Anteil der Gebühren bekommen, den FON den «Aliens» berechnet« – dann ist man ein »Bill« und muss dafür selbst für die Benutzung anderer FON-Hotspots bezahlen. Und »Aliens« sind User, die nicht zur FON-Community gehören, aber ihre Hotspots benutzen wollen. Sie wären die Einnahmequelle von FON.
Momentan steckt das Ganze allerdings noch in den Kinderschuhen. Es sind nur einige wenige Wireless-Routermodelle von Linksys mit der FON-Software kompatibel und man kann sich gegenwärtig nur als »Linus« beteiligen. »Bills« und »Aliens« sollen noch in diesem Sommer hinzukommen. »Bills« sollen dann rund 50 Prozent der von »Aliens« generierten Einnahmen für sich behalten können. Ob der anfangs vorgesehene Preis von 5 Euro pro Stunde oder 40 Euro pro Woche allerdings für »Aliens« attraktiv ist, sei dahingestellt.
Nach der Vorstellung von FON soll die Zahl der User-betriebenen FON-Hotpsots natürlich schnell wachsen und das Netzwerk in Ballungsräumen einen grossen Abdeckungsgrad erreichen, so dass es auch für aussenstehende User attraktiv wird.
Konfliktpotenzial in der Zukunft
Nicht unbedingt Freude an dem Modell dürften neben Betreibern von kommerziellen Hotspots vor allem auch die ISPs haben: Ihre Kunden würden dadurch zu einer Art Reseller ihres Internet-Anschlusses. ISPs könnten mehr Verkehr erwarten, ohne dass sie selbst beteiligt wären. Ein Stolperstein für FON wäre, wenn sie deswegen ihren Kunden diese Art von Nutzung verbieten. FON plant allerdings, auch ISPs über gegenseitige Abkommen an den Einnahmen zu beteiligen.
Hans Jörg Maron, inside-it.ch
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