Donnerstag, 6. April 2006 / 09:11:16
Zusätzliche Krebstote durch Tschernobyl?
Bern - Die Tschernobyl-Katastrophe vor 20 Jahren könnte zu 200 zusätzlichen Krebstoten in der Schweiz geführt haben.
Gesicherte Daten fehlen indes. Experten fordern daher ein nationales Krebsregister.
Auf eine Zahl von 200 zusätzlich zu erwartenden Krebstodesfällen als Folge der Tschernobyl-Katastrophe kommt man, wenn man die Risikofaktoren der Internationalen Strahlenschutzkommission ICRP auf die Schweiz anwendet, schreibt das Bundesamt für Gesundheit (BAG).
Zum Vergleich: In der Schweiz sterben jährlich 240 Menschen wegen natürlich vorkommendem Radongas.
Fehlende Vergleichsdaten
Unsicherheiten bestehen bezüglich einer allfäligen Zunahme von Schilddrüsenerkrankungen. Vielerorts fehlten die Krebsregister und somit Vergleichsdaten, unterstreicht das BAG in seiner Einschätzung der Tschernobyl-Auswirkungen auf die Schweiz.
Man benötige eine breitere Datenbasis, um die Auswirkungen von Tschernobyl präziser abschätzen zu können, erklärte die Verantwortliche für das Genfer Krebsregister, Christine Bouchardy, gegenüber der Nachrichtenagentur SDA.
Nur die Hälfte der Kantone veröffentlichen ihre Daten über Krebskrankheiten. Bern und Aargau haben keine Register, kritisiert der Genfer Seuchen-Experte Jean-Michel Lutz, der die neun bestehenden Krebs-Register koordiniert. Gebe es in der ganzen Schweiz solche Register, hätte man aussagekräftigere Ergebnisse.
Die radioaktive Wolke von Tschernobyl hatte die Schweiz am 30. April 1986 erreicht, vier Tage nach der Explosion. In Folge von Regenfällen war das Tessin am stärksten betroffen.
bert (Quelle: sda)
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