Sonntag, 5. März 2006 / 11:26:32
Oscars: Wer räumt ab?
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Heute Nacht trifft sich Hollywood zum «Super Bowl des Films». Doch wer hat die besten Chancen? Trotz aller Spekulationen gibt es einige simple Grundregeln und mit ihnen lassen sich auch die Topfavoriten eruieren. Wichtig ist zum einen, ob eine physische oder psychische Behinderung Thema des Films ist, ob ein Darsteller oder eine Darstellerin schon einmal den Oscar gewonnen hat, wurde der Schauspieler/die Schauspielerin schon einmal nominiert, steht der Tod schon kurz bevor?
Weniger wichtig, aber trotzdem beachtet werden die letzten Darstellungen und auch das Gesamtwerk.
Mit diesem Wissen lassen sich die Favoriten für die Oscars einfach herausfinden. Beginnen wir doch gleich mal mit der Königsdisziplin, dem Preis für den besten Film. Da diese Kategorie eher spät im Programm kommt und darüber bei der Jury auch später nachgedacht wird (schliesslich ist sie die wichtigste und da kreuzt man doch gerne mal zuvor zur Auflockerung ein paar simplere Nominationen an), geht dieser Preis oft auch mit dem Oscar für die beste Regie einher. Somit hat nur gerade ein Film die Chance zu gewinnen: Brokeback Mountain.
Gegen die übrigen möglichen Favoriten, wie Capote oder Crash, spricht auch, dass mit der Ehrung von Brokeback Mountain ein Film gewinnt, der zu einem Statement der Academy gemacht werden kann: «Auch wir unterstützen kleine, interessante und kontroverse Filme.» (Aber bitte nicht zu kontrovers...).
Über den Oscar für die beste Regie muss nicht gross spekuliert werden. Ang Lee wird gewinnen. Bennett Miller (Capote), George Clooney (Good Night and Good Luck) und Paul Haggis (Crash) sind zum ersten Mal nominiert - also raus aus dem Rennen. Steven Spielberg (Munich) hat schon genug gewonnen.
Bester Darsteller wird schon eine etwas spannendere Kategorie. Terrence Howard (Hustle & Flow) kann ausgeschlossen werden. Auch wenn er noch in einem anderen nominierten Film (Crash) mitgespielt hat, lastet auf ihm der Misserfolg von «Get Rich or Die Tryin'». Heath Ledger (Brokeback Mountain) wird wohl heiss gehandelt, dennoch wird der miserable «Casanova» seine Chancen erheblich mindern. Joaquin Phoenix (Walk the Line) hat zwar grosse Chancen, dennoch könnte ihm zum Verhängis werden, dass er nun mal überhaupt nicht Johnny Cash gleicht.
Bleiben noch David Strathairn (Good Night and Good Luck) und Philip Seymour Hoffman (Capote). Für Strathairn spricht, dass er näher am Lebensende steht, dennoch wird Hollywood kaum einen Kettenraucher zum Oscar-Gewinner machen. Und Hoffman spielt einen Schwulen (steht momentan hoch im Kurs, vgl. Brokeback Mountain) und machte schon in der Vergangenheit mit starken Leistungen auf sich aufmerksam.
Bei den Hauptdarstellerinnen wird die Angelegenheit wieder etwas einfacher: Charlize Theron (North Country) kann nicht gewinnen, da sie dieses Jahr in «Aeon Flux» mitspielte und den Oscar letztes Jahr gewann. Keira Knightley (Pride and Prejudice) ist zum ersten Mal nominiert und Judi Dench (Mrs Henderson Presents) spielte in einem Film, den niemanden wirklich interessierte und hat auch schon mal gewonnen.
Reese Witherspoon (Walk the Line) und Felicity Huffman (Transamerica) können sich Hoffnungen auf den Oscar machen. Doch «Just like Heaven» könnte für Witherspoon zum Stolperstein werden. Huffman hat den Vorteil, von «Desperate Housewives» bekannt zu sein (und in Hollywood sind alle davon begeistert) und als grösstes Plus für sie spricht, dass sie eine Person mit mentalen und physischen Behinderungen spielt.
Nimmt man die übrigen (interessanten) Preise unter den erwähnten Punkten unter die Lupe, kommen noch folgende Gewinner raus: Bester Nebendarsteller sollte entweder Paul Giamatti (Cinderella Man) oder George Clooney (Syriana), beste Nebendarstellerin Catherine Keener (Capote) werden.
von René Rödiger (Quelle: news.ch)
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