Dienstag, 8. November 2005 / 20:20:00
Dramatische Szenarien an der Vogelgrippe Konferenz
Genf - Im Fall einer Grippe-Pandemie wird es weltweit nie genügend Impfstoff geben.
Diese Prognose hat der Leiter des WHO-Grippeprogramms an der internationalen Vogelgrippe-Konferenz in Genf gestellt.
In Genf tagen seit Montag mehr als 600 Vertreter internationaler Organisationen und Regierungen, um eine Strategie zur Bekämpfung der Seuche festzulegen. Die Konferenz soll am Mittwoch mit einem Aktionsplan enden.
Laut Klaus Stöhr, der das Grippeprogramm der Weltgesundheitsorganisation (WHO) leitet, braucht ein solches Virus drei bis vier Monate, um rund um die Welt zu ziehen. «Selbst wenn man 900 Millionen Dosen an Impfstoff produzieren könnte, wie es bisher aussieht, reicht dies bei weitem nicht.»
2 bis 7 Millionen Tote
Besonderen Mangel gebe es in den ärmsten Ländern. Nach Einschätzung Stöhrs würden bei einer Pandemie 2 bis 7 Millionen Menschen sterben. 28 Millionen müssten in Spitäler gebracht werden, sie würden die Grippe aber überstehen.
Noch ist das aggressive Vogelgrippevirus H5N1 nicht von Mensch zu Mensch übertragbar. Die WHO geht aber davon aus, das es sich genetisch verändern wird. Erst dann kann ein spezifischer Impfstoff produziert werden.
42. Todesfall in Vietnam
Am aktuellen Vogelgrippe-Erreger, der von Tieren auf den Menschen überspringen kann, ist in Vietnam erneut eine Person gestorben. Der 35-jährige Mann sei vor einigen Tagen in der Hauptstadt Hanoi dem Virus erlegen, teilte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums mit.
Damit erhöhte sich die Zahl der Todesopfer in Vietnam auf 42. Seit dem Ausbruch der Vogelgrippe Ende 2003 starben weltweit insgesamt 64 Menschen an dieser Vogelgrippe-Variante. Allerdings sterben allein in der Schweiz jährlich zwischen 400 bis 1000 Personen an der «normalen» Grippe.
Massnahmen gegen Ausbreitung
Die Gesundheitsexperten in Genf befassten sich bei ihrer Planung denn auch nicht nur mit Impfungen gegen noch nicht existierende Viren, sondern auch mit Massnahmen gegen die Ausbreitung der bestehender Erreger.
Dafür wird das antivirale Medikament Tamiflu eingesetzt. Entsprechend hatte die Ankündigung des Herstellers Roche, die Produktionskapazität für Tamiflu markant zu erhöhen, in Genf positive Reaktionen ausgelöst.
bert (Quelle: sda)
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