Donnerstag, 3. November 2005 / 10:10:49
Nach drei Jahren schon zu klein!
Der Technopark Winterthur bietet innovativen Jungunternehmern ein professionelles Umfeld für die Entwicklung ihrer Firma. Das Konzept geht auf: Nach nur drei Jahren platzt das Zentrum aus allen Nähten.
Hierzulande wird so intensiv und erfolgreich
geforscht wie kaum in einem anderen
Land der Welt. Trotzdem weist die
Schweiz seit Jahren das schwächste Wirtschaftswachstum
aller Industrienationen aus.
Offenbar gelingt es noch viel zu selten, aus
den an Universitäten und Fachhochschulen
entwickelten Ideen Profit zu schlagen. Sobald
eine Innovation technisch ausgereift ist, verliert
die Forschung ihr Interesse daran. Investoren
lassen sich meistens aber erst gewinnen,
wenn ein Produkt darüber hinaus auch
marktreif ist. Dazwischen liegt für Jungunternehmer
oft eine jahrelange Durststrecke.
Diese Lücke zwischen Wissenschaft und
Wirtschaft versucht der Technopark Winterthur
zu füllen. In der umgebauten ehemaligen
Industriehalle auf dem Sulzerareal
Stadtmitte können sich innovative Kleinunternehmen
zu einem vernünftigen Preis einmieten.
Rund 4000 Quadratmeter Gewerbefläche
stehen zur Verfügung. Fast wichtiger
als die moderne Infrastruktur und die prestigeträchtige
Adresse ist die Nähe zur Zürcher
Hochschule Winterthur (ZHW) und zu anderen
Start-ups (Neugründungen). Mit Veranstaltungen
wie dem «Innovationsapéro» oder
dem «Technopark-Lunch» wird der Kontakt
untereinander, zur Hochschule und zu möglichen
Geldgebern gefördert. Auch die 40 Politiker,
Wirtschaftsführer und Wissenschaftler,
die sich zur «Gesellschaft zur Förderung
des Technopark Winterthur» zusammengeschlossen
haben, stehen den Firmengründern
zur Seite. Da Technologietransfer von der Forschung
in die Wirtschaft und zurück das Ziel
des Förderzentrums ist, werden nur Unternehmen
aufgenommen, deren Tätigkeit Synergien
zur ZHW oder zu anderen Mietenden
schafft. Die Mietdauer ist in aller Regel auf
fünf Jahre beschränkt. Danach sollte ein
Start-up auf eigenen Beinen stehen.
Das Technopark-Konzept ist nicht neu. In Zürich
bewährt es sich schon jahrelang. Auch in
Luzern, im Aargau und im Tessin gibt es solche
Institutionen. Träger des Technoparks
Winterthur sind der Kanton Zürich, die Stadt
Winterthur, die Handelskammer und Arbeitgebervereinigung
Winterthur sowie die Konzerne
Rieter, Sulzer, Winterthur Versicherungen
und Credit Suisse. Geleitet wird die
Aktiengesellschaft von René Hausammann.
Die Doppelfunktion des Physikers, er ist auch
Leiter der Fachstelle Transfer ZHW, unterstreicht
die enge Verknüpfung mit der Fachhochschule.
«Meine Aufgabe ist sehr dankbar
», sagt Hausammann. «Es gibt wohl selten
ein Projekt, das politisch so breite Unterstützung
findet wie dieses.» Drei Jahre nach der
Eröffnung ist er schon auf der Suche nach
neuen Räumlichkeiten. Das Gebäude an der
Jägerstrasse platzt aus allen Nähten. 25 private
Firmen und 6 Fachstellen der ZHW beherbergt
der Technopark derzeit. Darunter sind
17 eigentliche Start-ups. Neben den Firmen
im Innovations- und Produktionssektor arbeiten
im Technopark auch Dienstleistungsunternehmen,
deren Angebot den Bedürfnissen
der anderen Mietenden entspricht. So hat eine
namhafte, auf Patentrecht spezialisierte
Zürcher Anwaltskanzlei eine Dépendance eröffnet.
Auch ein PR-Büro und IT-Spezialisten
finden sich unter dem gleichen Dach. Bei der
Auswahl der Mieter habe man stark auf die
richtige Mischung geachtet, erklärt Hausammann:
«An der Schnittstelle der Disziplinen
ist das Innovationspotenzial besonders gross.»
Nicht nur was Auslastung und Verankerung
in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft betrifft,
ist der Technopark ein Erfolg. Bereits
werden die ersten Unternehmen «flügge»,
wie es René Hausammann ausdrückt. United
Mobile etwa ist es auf dem Sulzerareal zu eng
geworden. Vor drei Jahren noch ein Zwei-
Mann-Betrieb, beschäftigt das auf die Entwicklung
von speziellen SIM-Karten (siehe
Box) spezialisierte Start-up derzeit 19 Mitarbeiter.
Fünf weitere werden gesucht. Jetzt
wird das Firmendomizil aus Platzgründen
nach Kloten verlegt. «Unsere Leute wollen eigentlich
nicht weg», sagt United-Mobile-Mitbegründer
Rob Snijder. Auch ihm habe es im
Sulzerareal sehr gut gefallen. «Wir erhielten
hier viele wertvolle Impulse. Das war gerade
in der Aufbauphase sehr wichtig.» Als es noch
nicht so gut lief, seien sie vom Technopark
und von René Hausammann zudem stark unterstützt
worden. Für Rob Snijder ist deshalb
klar: «Sollte ich noch einmal eine Firma gründen,
komme ich wieder.»
Lorenz Heinzer
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