Montag, 20. Juni 2005 / 13:22:23
Schweizer Industrieproduktion wieder rückläufig
Die Schweizer Industrie hat zu Jahresbeginn einen Dämpfer erlitten. Zum ersten Mal seit knapp zwei Jahren ist die Produktion gesunken, und zwar um 0,3 Prozent. Die Auftragseingänge sind gar um 1,5 Prozent eingebrochen.
Damit wurde der seit dem dritten Quartal 2003 anhaltende Anstieg der Aufträge gebrochen, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) am Montag mitteilte. Die grössten Rückgänge verzeichneten die konjunktursensiblen Investitionsgüter.
Nach Branchen am stärksten betroffen sind von den rückläufigen Aufträgen der Fahrzeugbau, die «Gewinnung von Steinen und Erden», die Maschinenindustrie, das Papier-, Karton-, Verlags- und Druckgewerbe sowie die Textil- und Bekleidungsindustrie. Sehr hohe Bestelleingänge meldete dagegen die Lederwaren- und Schuh-Industrie.
Die Auftragsbestände haben insgesamt leicht zugenommen. Die Arbeitsreserven erhöhten sich gegenüber dem Vorjahresquartal um 1,3 Prozent, die Fertigwarenlager nahmen um 1,9 Prozent zu.
Mehr Umsatz
Weiterhin zulegen konnte die Schweizer Industrie im Startquartal 2005 bei den Umsätzen, die um 0,6 Prozent wuchsen. Vorab die Gebrauchsgüter verkauften sich besser. Die besten Absatzwerte meldeten die Wirtschaftszweige Kokerei, Mineralölverarbeitung, nukleare Brennstoffe sowie die Lederwaren- und Schuhindustrie.
Erstmals hat das BFS die quartalsweise erhobene Industrieproduktion auch saisonbereinigt ausgewiesen. Sie sank demnach gegenüber dem Vorquartal um 0,4 Prozent.
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Das Bild einer «gedämpften Konjunkturlage» werde auch vom Beschäftigungsbarometer gestützt, schreibt das BFS. Gemäss diesem sank die Beschäftigung im sekundären Sektor erneut. Dagegen nahmen die offenen Stellen weiterhin zu.
Ausmass für Ökonomen ernüchternd
Ökonomen erklärten, der Dämpfer in der Industrie sei angesichts der bereits bekannten Stagnation des Bruttoinlandprodukts (BIP) im Berichtsquartal erwartet worden. Das Ausmass sei jedoch ernüchternd. Immerhin gebe es Anzeichen einer Stabilisierung, sagte Thorsten Hock, Ökonom der Zücher Kantonalbank (ZKB).
Martin Neff von der Credit Suisse sagte, die rückläufigen Aufträge in der Industrie liessen zweifeln, ob die erwartete deutliche Konjunkturbelebung in der zweiten Jahreshälfte wirklich eintrete.
Die grosse Frage sei, ob es bereits im laufenden oder spätestens im dritten Quartal wieder mehr Aufträge gebe, damit zum Jahresende auch der Umsatz wachse. Möglicherweise werde die Talsohle etwas länger dauern, als angenommen.
Die Credit Suisse hat ihre BIP-Prognose für das laufende Jahr am 10. Juni von 1,6 auf 1,3 Prozent zurück genommen. Die ZKB geht von 1,4 Prozent Wirtschaftswachstum aus.
Quelle: sda
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