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Jasmin Hutter. Von den Grünen wurde sie schon als Bauerntrampel beschimpft.

Jasmin Hutter trat schon mit 18 der SVP St.Gallen bei.

 
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Donnerstag, 26. Mai 2005 / 10:28:14

'Eigentlich bin ich kein starker Mensch'

Bern - news.ch traf sich mit der St. Galler SVP-Nationalrätin Jasmin Hutter im Bundeshaus und sprach über Geschwisterstreit am Mittagstisch, Kinderwünsche und einem abgewendeten Strafprozess.

"Der spricht nur für die Medien, die Meinungen sind schon lange gemacht", sagt Jasmin Hutter und schüttelt mir die Hand. Ans Rednerpult gestützt bittet Bundesrat Samuel Schmid gerade die Damen und Herren Nationalräte um Unterstützung der Auslandseinsätze seiner Soldaten.

Im grossen Saal herrscht fast gähnende Leere. Dort wo die Stühle besetzt sind, wird geplaudert, gelesen und gelaptopt. "Ich habe vorgeschlagen, man könnte die drei Wochen Session auf eine runterkürzen. Ist aber nicht besonders gut angekommen."

Jasmin Hutter lacht und wir setzen uns an einen der runden Tische in der Wandelhalle. Die 27-jährige Ostschweizerin lehnt zurück. Eleganter Hosenanzug und grüne Bluse. Kaum ist die erste Frage gestellt, vibriert ein kleiner grauer Pager auf der Tischplatte.

Eine Art Nationalrat-Abwesenheits-Gerät (In der Folge nur noch NAG genannt). "Oh, ich muss kurz abstimmen gehen, bin gleich zurück." Mit ihr eilen zahlreiche andere Vorentschlossene in den Saal um per Knopfdruck ihre Meinung abzugeben. Sekunden später sitzt sie wieder da. "Sorry, wo waren wir stehen geblieben?"

Von Banklehre zur Verkaufsleiterin

Die Tochter eines Industriellen machte eine Banklehre, wurde Marketingfachfrau und ist heute Verkaufsleiterin im Familienbetrieb, der Hutter Baumaschinen AG. "Ich habe schon als Kind meine Zeit lieber in der Baggerfirma des Vaters als mit Puppen verbracht."

Schon als Teenager übernahm sie dort viel Verantwortung. "Ich bin ein sehr sehr ehrgeiziger Mensch", sagt sie und lacht laut.

"Unsere ganze Familie ist so." Doch warum dann der Schritt in die Politik, statt in der lukrativen Wirtschaft aufzusteigen? "1992 sammelte ich Unterschriften gegen den EWR-Beitritt. Die Zeitungen schrieben alle dafür, da musste ich etwas machen. Als die Vorlage dann abgelehnt wurde, war mir klar, in der Politik kann ich etwas bewegen." Jetzt war sie infiziert.

"Typische Lehrerin eben"

Ihr Vater politisierte zu der Zeit für die Autopartei und übertrug seine konservativen Ansichten auf Tochter Jasmin.

Schon mit 18 trat sie der SVP St.Gallen bei. Doch im Hause Hutter, im bodenständigen Rheintal beheimatet, herrschte keine politische Einigkeit. "Meine Schwester ist genau das Gegenteil von mir, sie ist total links orientiert. Eine typische Lehrerin eben."

Im Fahrtwind der kollektiven Schweizer SVP-Lust vergangener Jahre übersprang Hutter Hürde um Hürde. Mit 21 sass sie im St.Galler Kantonsrat und liess die alt eingesessenen Damen und Herren aufhorchen, als sie 2003 als Jüngste in den Nationalrat einzog.

Heute ist sie 27 Jahre alt und sitzt bereits länger im Nationalrat als viele Kollegen. Ihr "sehr sehr grosser" Ehrgeiz hat sie weit gebracht. Heute kennt sie auch den Preis dafür. "Du bist eigentlich für alle, mit denen du redest, das Arschloch. Man muss dieses Gedankengut wirklich in sich haben, sonst hat man die Motivation nie, so zu kämpfen und gleichzeitig so angefeindet zu werden."

"Nur wenige Frauen"

Belächelt wurde sie nie. "Ich hatte riesige Vorteile in der SVP zu sein. Es gibt hier nur wenige Frauen. Und wo wenige Frauen sind, gibt es auch weniger Machtkämpfe."

Ihre nicht ausgesprochen zierliche Erscheinung untermauert das Bild der unnachgiebigen Hardlinerin. "Ich werde oft von linken Frauen angegriffen. Zwar nie direkt, aber über die Medien. Cecile Bühlmann von den Grünen nannte mich in einem Interview einen anstandslosen Bauerntrampel und sagte, ich sei keine richtige Frau, weil ich die Frauenanliegen nicht vertreten würde."

Jasmin Hutter hält sich jetzt verkrampft an einem Leuchtstift fest und flüstert: "So was verletzt mich sehr. Eigentlich bin ich kein wahnsinnig starker Mensch, wie es vielleicht nach aussen scheint. (überlegt) Es braucht einfach einen extrem breiten Rücken hier oben in Bern."

Wieder surrt das NAG. "Sorry, ich muss kurz abstimmen", sagt es und eilt wieder in den Saal. Auf dem Resultatebildschirm flackern hundert grüne Lichter auf, auch beim Pult von Jasmin Hutter. Leicht ausser Atem sitzt sie Sekunden später wieder im edlen Feauteuille der Wandelhalle: "Die Vorlage ist gegessen."

Sie entspannt sich, erzählt offen von ihren Zielen ("Eines Tages in den Ständerat wäre nicht schlecht") und ihren Schwächen: "Manchmal kann ich ganz schön jähzornig werden." Ihr Freund lächelt. Der Arme. Sie erzählt von ihrer Sturm- und Drangphase als Teenager, von roten Haaren, kurzen Miniröcken und Stones-Konzerten. Ein Widerspruch zu ihrer Politik? "Nein, ich bin stockkonservativ."

Partikelfilter

Plötzlich versteinern sich ihre Gesichtszüge und sie verwirft die Hände. "Ich sag’s jetzt zum tausendsten Mal, wir verkaufen gar keine Partikelfilter. Also besteht auch kein Interessenskonflikt."

Die Rede ist von ihrer Motion gegen die Pflicht Russpartikelfilter an Baumaschinen anzubringen. Man warf der Verkaufsleiterin von Baumaschinen Eigeninteresse vor. Sie machte die Aussage, es gäbe in der Schweiz keine funktionierenden Russpartikelfilter. Zwei Unternehmen, die solche Filter herstellen, reichten in der Folge Strafanzeige wegen unlauteren Wettbewerbs ein, so dass das Parlament eingeschaltet werden musste.

Der Nationalrat und die Rechtskommission des Ständerats kamen Anfang Mai 2005 zum Schluss, dass Hutter im vorliegenden Fall die absolute Immunität geniesse. Aufgrund dieser Immunität können Ratsmitglieder für ihre Äusserungen in den Räten und deren Organen rechtlich nicht zur Verantwortung gezogen werden. So entging sie nur knapp einem Strafverfahren.

Die Motion verhalf ihr zu unerwarteter Medienpräsenz, wurde jedoch abgelehnt. Das Thema fällt auf die Einbürgerung von Secondos. Kaum ist das Wort gefallen, krallt sich Hutter fest und wettert los: "Wenn sich einer integriert bei uns, dann wird der eingebürgert, jetzt, mit 0,0 Problem. Aber ihr habt gesagt ihr wollt ein Portrait über mich schreiben und nicht politisieren"

Also keine politischen Fragen heute. Die Halle lehrt sich, die Session ist gleich vorbei. "I bi übrigens d’Jasi gell", sagt’s und rennt zurück in den Saal. Das NAG ruft zur letzten Abstimmung.

von Martin Oswald (Quelle: news.ch)

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