Dienstag, 29. März 2005 / 19:21:10
Zehn Jahre Haft für Chodorkowski gefordert?
Moskau - In dem international kritisierten Strafverfahren gegen den russischen Oligarchen Michail Chodorkowski hat die Moskauer Staatsanwaltschaft zehn Jahre Haft für den Angeklagten gefordert.
Der seit 17 Monaten in Untersuchungshaft sitzende Chodorkowski, einst reichster Geschäftsmann Russlands und Chef des Ölkonzerns Jukos, habe den Staat betrogen und Steuern in grossem Ausmass hinterzogen, sagte Staatsanwalt Dmitri Schochin.
Chodorkowski und sein Geschäftspartner Platon Lebedew sollen sich auch der Unterschlagung und der Fälschung von Dokumenten schuldig gemacht haben. Auch für Lebedew beantragte der Staatsanwalt eine zehn-jährige Gefängnisstrafe.
Angeklagte regungslos
Beide Angeklagte bezeichnen sich als unschuldig. Sie nahmen die Anklage im Gerichtssaal ohne äussere Regung zur Kenntnis. Wir haben damit gerechnet, dass der Staatsanwalt nicht weniger als zehn Jahre fordert, sagte der Verteidiger Genrich Padwa. Wann mit einem Urteil zu rechnen ist, bleibt unklar.
Regierungskritiker sehen den Fall Chodorkowski und das Vorgehen der Steuerbehörden gegen Jukos als Versuch von Präsident Wladimir Putin, den Erzfeind Chodorkowski zu entmachten und die Erdölindustrie dem Kreml zu unterstellen.
Im Ausland hatten sowohl der Europarat als auch die US-Regierung in der Vergangenheit die Rechtmässigkeit des Verfahrens bezweifelt.
Kritik an Verhaftung
Chodorkowski war Ende Oktober 2003 verhaftet worden, sechs Wochen vor der Parlamentswahl. Zuvor hatte der vielfache Milliardär angekündigt, Oppositionsparteien zu unterstützen.
Chodorkowski selbst sieht Wirtschaftsinteressen hinter dem Vorgehen der Justiz. Die Behörden hatten seinen hoch profitablen Konzern Jukos, einst der grösste Ölexporteur des Landes, wegen Steuerschulden in Höhe von insgesamt 20 Milliarden Euro zerschlagen (31 Mrd. Schweizer Franken), indem der Hauptförderbetrieb Juganskneftegas an den Konzern Rosneft ging.
Vorsitzender des Rosneft-Aufsichtsrates ist der Vizestabschef des Kremls, Igor Setschin.
rr (Quelle: sda)
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