Mittwoch, 12. Januar 2005 / 13:12:09
NASA will Kometen bombardieren
Washington - Ein Raumfahrzeug rast auf einen Kometen zu und nimmt ihn unter Beschuss - mit einer Art Kanonenkugel, die ein riesiges Loch in den Schweifstern schlägt. Es folgt eine Explosion aus Gestein, Eis und Staub, so zu sagen ein himmlisches Feuerwerk.
Ein neuer Science-Fiction-Film? Keineswegs. Das Script stammt von NASA-Wissenschaftlern, und nur der Titel ist aus Hollywood entliehen: "Deep Impact" in Anlehnung an das 1998er Leinwandspektakel über einen Kometen, der auf der Erde einzuschlagen droht.
Spektakulär ist auch das Vorhaben der NASA. 285 Millionen Dollar kostet die Mission, die an diesem Mittwoch beginnen soll. Gegen 20 Uhr MEZ will die NASA in Cape Canaveral ein Raumfahrzeug mit Hilfe einer Delta-Rakete auf den rund 130 Millionen Kilometer langen Weg zum Kometen Tempel 1 schicken.
An Bord ist ein etwa kühlschrankgrosses kupfernes "Geschoss", das sich am 4. Juli - dem US-Unabhängigkeitstag - in das "Herz" des kartoffelförmigen Kometen bohren und einen Krater von der Grösse eines Stadions und der Tiefe eines mehrgeschossigen Hauses erzeugen soll.
Analysen geplant
Die Weltraumteleskope Hubble und Chandra werden genau beobachten, wie durch die Wucht des Aufpralls Materie aus dem Kometenkern ins All geschleudert wird. Auch Teleskopenaugen des "Mutterraumschiffes" werden auf das Loch im Himmelskörper gerichtet sein.
Instrumente an Bord sollen zugleich die Zusammensetzung der herausgewirbelten Gesteine, Eisbrocken und der freigesetzten Gase analysieren. Die NASA-Wissenschaftler erhoffen sich davon wichtige Erkenntnisse über die Entstehung des Sonnensystems vor rund 4,5 Milliarden Jahren.
Zeitkapseln
Schon seit Jahrtausenden rätseln Menschen über die Bedeutung der Kometen, die früher als Vorboten verhängnisvoller Ereignisse galten. Für die Wissenschaft sind sie vor allem eines: Zeitkapseln, in denen möglicherweise die ursprünglichen Bausteine für unser Sonnensystem konserviert sind.
Was Astronomen bisher über die "schmutzigen Schneebälle" wissen, wie die Kometen wegen ihres Eis-, Staub- und Gesteinsgemischs genannt werden, beruht nur auf der Untersuchung der Oberfläche und insbesondere des Schweifs aus Gas und Staub bei früheren Missionen.
Aber dieses Material ist so zu sagen manipuliert - etwa durch die starke Sonneneinstrahlung, denen Kometen auf ihrer stark ellipsenförmigen Laufbahn ausgesetzt sind.
"Die Sache ist eigentlich ganz simpel. Willst Du wissen, was in einem Gegenstand steckt, dann bohrst oder hämmerst Du ein Loch und wirft einen Blick ins Innere", sagt Astronom Michael A'Hearn, Chefwissenschaftler des "Deep-Impact"-Projekts.
Gewaltige Energie
Die Kollision am 4. Juli erfolgt nach den NASA-Plänen bei einer Geschwindigkeit von 10,2 Kilometern pro Sekunde. Die dabei frei gesetzte Energie entspricht etwa der von 4,4 Tonnen des Sprengstoffs TNT.
Das klingt gewaltig, aber die NASA ist trotzdem wenig besorgt, dass der Kometenkern durch die Wucht auseinander brechen könnte: Dazu sei er zu weich. Auch die Wahrscheinlichkeit, dass der Komet von seiner Bahn abkommt, wird als sehr gering eingestuft.
Schliesslich, so sagt ein NASA-Wissenschaftler, "ist es so, als ob eine Mücke auf einen Jumbo-Jet trifft".
Gabriele Chwallek (Quelle: dpa)
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NASA
Mission Deep Impact.
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