Freitag, 24. September 2004 / 07:32:45
Arthur Honegger wird 80 Jahre
Krummenau SG - Arthur Honnegger schreibt gegen das Unrecht. Sein Erstlingsroman "Die Fertigmacher", die Geschichte einer schweren Jugend als Findel- und Verdingkind, machte ihn 1974 berühmt.
Das Werk wurde heuer neu aufgelegt. Am Montag wird Arthur "Turi" Honegger 80 Jahre alt.
Er sei ein Kind der Sünde, seine Mutter eine Hure, die ihn ausgesetzt habe, bläute ihm einst die Pflegemutter ein. Bei den Dreharbeiten zu Lotty Wohlwends Dokumentarfilm "Turi" (2004) erfuhr er aber die Wahrheit: Seine Mutter war minderjährig gewesen und ledig, das Kind wurde ihr weggenommen und ins Waisenhaus gesteckt, sie selber bevormundet.
"Mein Leben war auf einer einzigen grossen Lüge aufgebaut", sagt Honegger heute.
Hartnäckiger Aufstieg
Arthur Honegger wurde am 27. September 1924 in St. Gallen geboren. Nach einer harten Jugend als Verdingkind und Aufenthalten in Heimen und Arbeitserziehungsanstalten arbeitete er als Bauernknecht und Kellner, um sich die Weiterbildung zu finanzieren. Er wurde Werkstattschreiber und Parteisekretär, "Blick"-Redaktor, Sozialarbeiter und schliesslich freier Schriftsteller.
Sein Kindheitsmartyrium floss zwar in seinen Erstling "Die Fertigmacher" ein, doch wirkte das Buch eben gerade nicht durch Rührseligkeit, sondern durch Sachlichkeit.
Das galt umso mehr für die beiden Zeitromane "Freitag oder die Angst vor dem Zahltag" (1976) und "Wenn sie morgen kommen" (1977): Der eine thematisierte die Wirtschaftskrise der 30er Jahre, der andere die ersten Kriegsjahre.
Unermüdlich weiter
In "Der Ehemalige" (1979) und "Wegmacher" (1982) führte Honegger seinen autobiografisch durchwirkten Erstling weiter.
In "Der Nationalrat" (1980) verwertete er seine Erfahrungen als Parteisekretär und stellte die Winkelzüge renommiersüchtiger Kommunalpolitiker bloss. "Alpträume" (1981) schildert die Entstehung der "Nationalen Aktion".
Seit den 90er Jahren schreibt Honegger auch Unterhaltungsromane, zuletzt "Zwillinge" (2000) und "Bühler" (2002). Und in den nächsten Wochen erscheint schon wieder ein Buch von ihm: "Gestohlene Seelen. Verdingkinder in der Schweiz". Verfasst hat er es zusammen mit Lotty Wohlwend, Regisseurin seines Filmporträts "Turi".
Notiz: Arthur Honegger, "Die Fertigmacher", Verlag Huber Frauenfeld 2004, 329 Seiten, 48 Franken. Ab Oktober: Lotty Wohlwend und Arthur Honegger, "Gestohlene Seelen. Verdingkinder in der Schweiz", Huber Frauenfeld 2004, Fr. 39.80.
bsk (Quelle: sda)
Artikel per E-Mail versenden
Druckversion anzeigen
Newsfeed abonnieren
In Verbindung stehende Artikel:
Zürich: Fachbibliothek über Verdingkindern öffentlich
Dienstag, 12. Januar 2010 / 14:07:49