Montag, 6. September 2004 / 07:10:14
Staatstrauer nach Geiseldrama in Beslan
Beslan - In Russland hat die zweitägige Staatstrauer für die weit über 300 Toten des Geiseldramas in der nord-ossetischen Stadt Beslan begonnen. Im ganzen Land wehten die Fahnen auf Halbmast.
Im Fernsehen und in den Theatern wurden Unterhaltungsshows abgesetzt. In den Kirchen sollte für die Opfer gebetet werden. In Beslan wurden am Sonntag die ersten Toten bestattet.
In den Spitälern der Stadt und der Umgebung wurden immer noch rund 430 Verletzte behandelt, mehr als die Hälfte davon waren Kinder. Die Behörden rechnen damit, dass die Zahl der Toten noch steigen wird.
Um Verzeihung gebeten
Nord-Ossetiens Präsident Alexander Dsasochow bat die Angehörigen der Opfer um Verzeihung dafür, dass er die Kinder, Lehrer und Eltern nicht habe schützen können. Gleichzeitig appellierte er mit Blick auf vergangene Konflikte an die Osseten, sich in ihren Reaktionen nicht zu sehr von Gefühlen leiten zu lassen.
Ähnliche Appelle kamen aus den Nachbarregionen Inguschetien und Tschetschenien. Sorgen bereiteten den Verantwortlichen Berichte, dass die Geiselnehmer aus dem benachbarten Inguschetien nach Beslan gekommen seien. Wegen territorialer Streitigkeiten war es 1992 zu Kämpfen zwischen Nord-Osseten und Inguschen gekommen.
Wurden alle Geiselnehmer getötet?
Ein russischer Fernsehsender strahlte am Sonntag ein Video eines inhaftierten Mannes aus, bei dem es sich um einen der Geiselnehmer handeln soll. Die russischen Behörden hatten zunächst erklärt, bei der Befreiungsaktion seien 32 Geiselnehmer getötet und drei weitere festgenommen worden.
Später hatte es geheissen, alle Geiselnehmer seien getötet worden. Bei den drei Festgenommenen handelt es sich vermutlich um Helfer der Geiselnehmer.
Kritische Stimmen
In russischen Zeitungen wurden zahlreiche kritische Stimmen zum katastrophalen Ende des Geiseldramas laut. Die Wirtschaftszeitung Kommersant schrieb, die Regierung könne sich mit Verweis auf den internationalen Terrorismus nicht aus der Verantwortung für den Tod von Bürgern stehlen.
Einwohner von Beslan wollen eine regierungsunabhängige Kommission zur Untersuchung des Geiseldramas einrichten. Die Kommission wolle die Arbeit des offiziellen Untersuchungsgremiums unterstützen, wie am Montag aus dem Umfeld des Krisenstabs verlautete.
Das Gremium werde vor allem Einsicht in die Gesprächsprotokolle der Verhandlungen mit den Geiselnehmern verlangen, um Klarheit über die Forderungen der Geiselnehmer zu bekommen
rp (Quelle: sda)
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