Kalte europäische Zukunft?

Während alles von der Klimaerwärmung spricht, geistert unter Klimatologen eine ganz andere Angst herum: Die vor der Ankunft einer neuen Eiszeit in Europa. Von vielen Forschern immer noch sehr vorsichtig vorgebracht, gewinnt diese Befürchtung immer mehr Glaubhaftigkeit.

Die Zusammenhänge der komplexen Klimamaschinerie, die sich in der derzeitigen Wissenschaft auftun, sind ebenso wunderbar wie erschreckend.

Eine für uns Mitteleuropäer ganz interessante Frage ist ja die, warum wir ein so mildes, angenehmes Klima haben: Frankreich liegt auf der Höhe von Neufundland, England gar auf der gleichen Breite wie Labrador. Auch die Aleuten teilen die Entfernung vom Nordpol mit uns.

Die Antwort ist ebenfalls schon lange bekannt. Der Golfstrom bringt jedes Jahr zig Terrawattstunden in Form von Wärmeenergie aus den äquatorialen Gewässern in den Nordatlantik hinauf. Dort kühlt das salzhaltige, schwere Wasser ab, sinkt zum Meeresboden hinunter und fliesst zurück zum Golf von Mexiko, wo es wieder aufsteigt, um wieder aufgeheizt zu werden und Wärme zu uns Nordländern zu bringen.

Doch die Klimaerwärmung scheint gerade diesen Kreislauf zu bedrohen. Der Salzgehalt der Äquatorialgewässer wird immer höher während jener im Nordatlantik absinkt, was scheinbar das Wassergewicht dahingehend beeinflusst, dass der Golfstrom ins Stocken, ja sogar total anhalten könnte. Dies könnte zu einer neuen Eiszeit führen.

Nun haben wir ja das Gefühl, dass solche Veränderungen nur langsam und nicht dramatisch passieren würden. Doch dagegen sprechen zum einen schon die recht schnelle Erwärmung des Klimas wie auch archäologische Befunde, anhand derer festgestellt wurde, wie schnell die Eiszeiten, die über die Welt hereingebrochen sind, sich etablierten.

Der Klimaumbruch vollzog sich jeweils rasend schnell und aus fruchtbarem Land wurde innert zehn Jahren eine gefrorene Einöde, die nicht lange danach von Gletschern bedeckt wurde. Die Schweizer Alpentäler und das Mittelland sind Gegenden, die von Gletschern geformt wurden.

Wir sorgen uns darum, dass sich im Moment die Gletscher jedes Jahr um ein Paar hundert Meter zurückziehen. Doch was wird sein, sollten sie plötzlich wachsen, während im Mittelland bis im Juni Schnee liegen bleibt? Sicher, es könnte alles nur Spekulation sein und rein gar nichts passieren.

Doch der Golfstrom ist die Lebensader Europas und es gibt, sollte er zusammenbrechen, kein technisches Mittel, keinen Trick, um eine neue europäische Eiszeit zu verhindern. Millionen Menschenleben wären in Gefahr und nur – wie ironisch – die Flucht in den Süden könnte Rettung bringen.

Solche apokalyptischen Visionen wurden in den letzten Jahrzehnten viele entwickelt und von den Massenmedien verbreitet. Meist auf einem hauchdünnen wissenschaftlichen Fundament aufgebaut, das bei näherer Prüfung einstürzte. Wir können hoffen, dass dies auch hier der Fall sein wird.

von Patrick Etschmayer (Quelle: news.ch)

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