Mittwoch, 13. November 2002 / 18:14:25
Meinhof-Töchter sollen Gehirn ihrer toten Mutter bekommen
Stuttgart - Das Gehirn der toten RAF-Terroristin Ulrike Meinhof soll rund 26 Jahre nach ihrem Selbstmord an die Töchter übergeben werden.
Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft teilte mit, sie habe die Universität Magedeburg und die Pathologie in Tübingen schriftlich aufgefordert, das Gehirn zurückzugeben.
Demnach sollen die Präparate zunächst in Tübingen gesammelt werden, bevor sie den Angehörigen ausgehändigt werden.
Üblicherweise hätte das Gehirn eine gewisse Zeit nach Abschluss eines Verfahrens vernichtet werden sollen.
Eine feste Frist habe es dafür jedoch nicht gegeben, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Stuttgart, Eckhard Maak.
Nun werde geprüft, ob der Tübinger Neurologe Jürgen Pfeiffer weitere Gehirne von RAF-Terroristen untersucht und aufbewahrt habe.
Peiffer hatte 1976 das Gehirn Meinhofs offenbar im Auftrag der Staatsanwaltschaft zuerst untersucht.
Erst 1997 hatte er dem Magdeburger Hirnforscher Berhard Bogerts das Organ nach dessen Aussage zur Nachuntersuchung überlassen.
Ob dies eine strafrechtliche Handlung war, ist offen.
Es war eine Abweichung des üblichen Verfahrens, sagte Maak. Die Strafanzeige einer der Töchter wegen Störung der Totenruhe werde nun von Stuttgart an die Staatsanwaltschaft Tübingen abgegeben.
Bis heute befindet sich der grösste Teil von Meinhofs Gehirn in Magdeburg.
Bogerts hatte am Dienstag einen ersten Befund aus dem Jahre 1976 bestätigt, nach dem das Organ der RAF-Terroristin krankhaft verändert war.
Dies hätte möglicherweise Einfluss auf die Schuldfähigkeit Meinhofs gehabt.
Als voll schuldfähig war Meinhof 1974 wegen Mordversuchs zu acht Jahren Freiheitsstrafe verurteilt worden.
Sie erhängte sich im Gefängnis Stuttgart-Stammheim.
bsk (Quelle: sda)
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