Dienstag, 23. Februar 2016 / 12:58:11
In zwei Monaten mehr als 100'000 Flüchtlinge
Genf/Athen/Ljubljana - Knapp zwei Monate nach Jahresbeginn sind bereits mehr als 100'000 Flüchtlinge und Migranten über das Mittelmeer nach Europa gekommen. 2015 ist diese Zahl erst im Juli erreicht worden. Griechenland warnt derweil, es könne bald nicht mehr alle Flüchtlinge unterbringen.
102'547 Männer, Frauen und Kinder seien allein in Griechenland angekommen, teilte die Internationale Organisation für Migration (IOM) am Dienstag in Genf mit. Über Italien kamen nur 7500.
Mehr als 410 Flüchtlinge sind in diesem Jahr bereits auf ihrer Reise ums Leben gekommen. Allein auf der Überfahrt von der Türkei zu den griechischen Inseln starben 321 Menschen. Laut griechischen Behörden kommt knapp die Hälfte aller Flüchtlinge aus Syrien (48 Prozent), gefolgt von Afghanistan (25 Prozent) und dem Irak (17 Prozent).
In der griechischen Hafenstadt Piräus kamen binnen 24 Stunden mehr als 5000 Flüchtlinge an, die zuvor von der Türkei zu den griechischen Inseln in der Ostägäis übergesetzt hatten.
Krisensitzung in Griechenland
Griechenland kommt mit diesen Zahlen an seine Grenzen: «Wenn die Grenze (zu Mazedonien) für Afghanen nicht bald wieder geöffnet wird, dann wird binnen acht Tagen die Aufnahmefähigkeit Griechenlands erschöpft sein», sagte Gemma Gillie, Sprecherin der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen, am Grenzübergang zu Mazedonien bei Idomeni-Gevgelija der Nachrichtenagentur dpa.
An einer Krisensitzung im Athener Verteidigungsministerium wurde über die Möglichkeit beraten, in alten Kasernen weitere Aufnahmelager für Migranten zu eröffnen. Das erfuhr die dpa aus Regierungskreisen.
Mazedonien hatte am Montag seine Grenze zu Griechenland für alle Migranten abgeriegelt, nachdem es zu Ausschreitungen abgewiesener Afghanen gekommen war. Afghanen stürmten auf griechischer Seite die Eisenbahntrasse. Die griechische Polizei beendete die Blockade am Dienstag und brachte mehr als 900 Afghanen ins Landesinnere.
Die Grenze bei Idomeni blieb jedoch geschlossen. Athen bemühe sich in Zusammenarbeit mit der niederländischen EU-Ratspräsidentschaft um die Wiederöffnung der Grenze zumindest für Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak, hiess es aus Regierungskreisen in Athen.
Frontex-Chef erwartet keine Entspannung
Der Chef der europäischen Grenzschutzagentur Frontex erwartet für dieses Jahr keine Entspannung beim Zuzug von Flüchtlingen in die EU. Wenn 2016 so viele Migranten kämen wie im vergangenen Jahr, «dann würde ich sagen, dass das kein schlechtes Jahr wäre», sagte Fabrice Leggeri in Berlin.
Wenn die geopolitischen Gründe wie der Krieg in Syrien, die Lage in Libyen und die Situation in verschiedenen afrikanischen Ländern so blieben, würden auch die Flüchtlingsströme hoch bleiben.
jz (Quelle: sda)
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