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Montag, 23. November 2015 / 00:00:00
ADELE - 25
Rekorde, Rekorde, Rekorde: Adele, die erfolgreichste Diva des Mainstreams, schreitet auf ihrem Siegeszug durch Massen an Medienrummel und Musik-Fantum. Die Frage ist nur: Schreitet wirklich sie? Oder eher das Management? Damon Albarn gibt die Antwort.
«Die Sache ist, dass sie sehr unsicher ist. Das muss sie aber nicht - sie ist schliesslich noch jung!»: Damon Albarn spricht Klartext über eine Künstlerin, welche die Welt aktuell wieder zelebriert. Die Rede ist von Adele, einer der erfolgreichsten Sängerinnen des 21. Jahrhunderts, welche mit «25» ihr inzwischen drittes Album veröffentlich hat. Die Zahl steht erneut für das Alter, zu dessen Zeitpunkt sie mit der Arbeit begonnen hat. Die Vorabsingle «Hello» brach Rekorde und die Scheibe wird wohl ebenfalls diesem Trend folgen; nicht zuletzt dadurch, weil Adele die Nutzung auf Streamingplattformen verbietet. Eitel Sonnschein also? Nicht ganz, wie das Eingangszitat von Albarn bereits vermuten lässt.
Schon der Eingangstrack «Hello» ist ein elender Heuler einer Sängerin, die sich trotz ihrer erst 27 Jahren bereits wie eine 50-jährige Diva gibt. Föhnfrisur, dicke Makeup-Schichten, fett lackierte Fingernägel: Das Musikvideo unterstreicht, dass sich da jemand zu verstecken versucht. Oder wie lässt sich sonst eine 27-jährige Frau erklären, die das ganze Leben zwar vor sich hat, aber bereits jetzt Stücke wie «When We Were Young» singt? Generell wird auf der dritten Scheibe wieder viel über verflossene Zeiten gesungen und sich klassischer Rollenbilder bedient, die nach wie vor nicht verarbeitet zu sein scheinen. Und noch immer schreiben die Medien ach so gerne darüber, wie doch dieses füllige Mädchen keine Chancen gehabt hätte in der schönen Glitzerwelt des Pop, doch irgendwie habe es dann doch geklappt: Die angebliche Tellerwäscherkarriere kommt halt immer gut als Narrativ. In Fakt versteckt sich hinter Adele vermutlich ein kühl-kalkulierendes Management, das seine Künstlerin hin und herschiebt. Renommierte Produzenten + ein paar Herzschmerz-Balladen + ein scheinbar unperfektes, unsicheres junges Mädchen = Erfolg. Sozusagen die unpunkige, unkuhle, unsichere kleine Schwester von Beth Ditto. Das ideale Rollenmodell für eine Konsumgesellschaft wie die unsrige: nicht zu abgedreht bitte!
Dabei ist «25» keine schlechte Platte. Der mysteriöse R'n'B-Groover «River Lea» oder das optimistisch gestimmte Stück «Sweet Devotion» sind beispielsweise richtig coole Tracks. Dass diese aber immer wieder durch «I miss you blabla»-Balladen abgedrückt werden, ist schade. Hier wollte jemand unbedingt ein Rezept durchpressen, welches mehrheitlich auf Kuschelrock & Co. abzielt. Besonders interessant ist, dass sich einer der musikalisch spannendsten Songs - «Why Do You Love Me» - als zusätzliches Stück auf einer Extraversion von «25» befindet: eine Art rockiger Gospeltrack, wo Adele syllabischer singt und nicht jeden Ton wie einen Kaugummi über mehrere Takte zieht. Wieso hat es so eine Nummer nicht auf die Hauptausgabe der Platte geschafft? Das kann wohl nur Adele beantworten. Oder ihr Management. Oder Damon Albarn.
5/10
Stoph Ruckli
piratenradio.ch
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