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Im Gegensatz zu den Geiern des Grauens nützlich und nötig: Aasgeier in Afrika.

 
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Montag, 16. November 2015 / 08:00:00

Die Geier des Grauens

Wenn ein Terrorakt die Welt erschüttert, sind die Geier des Grauens nie fern. Es sind jene Individuen in der Politik und heutzutage auch in den politischen Netzwerken, die sofort wissen, wer genau schuld war und was zu tun ist. Und das was zu tun ist, entspricht konstant genau jener politischen Agenda, die schon vor den Anschlägen vertreten worden war. Wie praktisch aber auch.

Aasgeier haben zu Unrecht einen schlechten Ruf. Dies wurde uns in Tierserien schon beigebracht, bevor es Kabelfernsehen gab. Diese Vögel füllen mit Hyänen zusammen (auch die haben einen sehr schlechten Ruf) eine wichtige Rolle im Ökosystem der afrikanischen Savanne.

Die Geier des Schreckens hingegen verdienen weder eine Verteidigung durch Natursendungen, noch füllen Sie eine wichtige Lücke in irgend einem System. Dies zeigt sich nach den barbarischen Anschlägen der islamistischen Frust-Mörder von Paris, deren Leben so sinnlos ist, dass sie offenbar nur noch im eigenen Tod und dem von möglichst vielen «Ungläubigen» einen Sinn erkennen.

Es vergingen nur Stunden, und bereits wussten gewisse Kreise jene Antworten, nach denen die Spurensicherer und Ermittler der französischen Polizei noch fieberhaft suchten. «Es ist erwiesen, das zwei der Terroristen syrische Flüchtlinge waren», hiess es so ungefähr in einem weit verbreiteten Post auf Facebook. Natürlich war zu dem Zeitpunkt noch NICHTS erwiesen. Und bisher hat sich unter den identifizierten Mördern noch kein syrischer Flüchtling gefunden. Sehr wohl aber Franzosen, die in Syrien kämpften.

Doch der offensichtlich von den Attentätern an den Tatort mitgebrachte - gefälschte - syrische Pass war mit dem gleichen Ziel dort hinterlassen worden, wie der Post über die angeblichen Flüchtlings-Terroristen: Noch mehr Unsicherheit und Hass zu erzeugen. Wobei der Hass in Europa genau so wahllos auf die Flüchtlinge gelenkt werden soll, wie das Morden beim Fussballstadion, bei den Restaurants und im Konzertlokal willkürlich gegen beliebige Unschuldige gerichtet war.

Die Bewirtschaftung des Gräberfeldes ging natürlich auch ausserhalb der sozialen Medien weiter. Alle strammen Populisten fühlten sich bestätigt in ihren Warnungen vor den Flüchtlingen: Seht her, da habt ihr nun den Dreck, wir haben's Euch ja gesagt. In den USA schliesslich warteten Waffen-Aktivisten nicht mal einen Tag, um zu behaupten, dass einige Konzertbesucher mit automatischen Waffen das Massaker hätten vermeiden können.

Doch auch jenseits der Populisten wurde Genugtuung von geheucheltem Entsetzen getarnt und mit irren Verschwörungstheorien vermengt. Natürlich tauchten wieder Antisemitische Posts auf, die - wie schon seit einiger Zeit - behaupten, ISIS sei in Wirklichkeit ein Vehikel des Mossad und die Anschläge von Paris eine Rache für Anti-Israelische Massnahmen der EU.

Hier etablieren sich im tiefen rechtsextremen Raum schon wieder antisemitische Allianzen mit den Islamistischen Mord-Horden, weit ab von der Wirklichkeit, aber dafür umso tiefer im Sumpf der Verschwörungstheorien.

Die Wirklichkeit ist natürlich völlig anders und zu komplex, um auch nur in einem dicken Schmöker abgehandelt zu werden. Verpfuschte (Irak)-Kriege, postkoloniale Einmischungen, die Unterstützung des legalen IS (auch Saudi Arabien genannt, das seit 2010 übrigens aus Frankreich für 8 Milliarden Euro Waffen gekauft hat), eine völlig gescheiterte Integrationspolitik in Frankreich und Belgien (woher die bisher bekannten Attentäter kamen), die jahrelange internationale Gleichgültigkeit gegenüber dem IS, der sich im Norden des Iraks etablierte, die Planlosigkeit und Uneinigkeit der internationalen Gemeinschaft beim syrischen Bürgerkrieg, das Ausblenden des Klimawandels in den Unruhen im nahen Osten; dies sind nur ein paar wenige der Puzzle-teile dieses grausigen Spiels, zu dem nun auch die Anschläge von Paris und Beirut gehören.

Doch Komplexität angesichts des einfach überwältigenden Grauens eignet sich nicht zur politischen Gewinnerzielung. Zusammenhänge, die sich nicht sofort erschliessen, sind unnütz, um Forderungen nach aktionistischen Schnellmassnahmen zu rechtfertigen. Die Realisation, dass die Wurzeln der gegenwärtigen Malaise Jahrzehnte zurück liegen, lässt das Versprechen, dass dieses nur mit genug Härte innert kürzester Zeit zu lösen sei, als genau jene lächerliche Lüge erscheinen, die es ist.

Natürlich: Gegenwärtig müssen nun extreme Islamisten gesucht und ausser Gefecht gesetzt, Hassprediger ausgeschafft, der IS einig und mit Härte bekämpft, die Konflikte im nahen Osten gelöst werden. Doch all jene, die schnelle, einfache Lösungen versprechen, die Schuldige und Ursachen als das Gleiche darstellen, all jene Geier des Grauens, die politisches Kapital wie Fleisch aus den Leichen der Opfer reissen, werden nur dafür sorgen, dass dieser Schrecken und diese Probleme noch lange mit uns und der Welt sein werden.

Patrik Etschmayer (Quelle: news.ch)

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