Mittwoch, 9. September 2015 / 08:07:28
Angriffe auf HDP-Sitz und Redaktion der «Hürriyet»
Ankara - Aufgebrachte Demonstranten in der Türkei haben am Dienstagabend die Zentrale der pro-kurdischen Oppositionspartei HDP und den Redaktionssitz der Zeitung «Hürriyet» angegriffen. Weitere Angriffe richteten sich gegen HDP-Büros in anderen Landesteilen.
In Ankara marschierten Dutzende Nationalisten zum HDP-Sitz, wie Bilder des Fernsehsenders CNN-Türk zeigten. Sie warfen mit Steinen und rissen das Parteizeichen am Gebäude ab. «Unsere Zentrale wird angegriffen, aber die Polizei erfüllt nicht ihre Pflicht», hiess es in einer HDP-Mitteilung auf Twitter.
Ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP sah Rauch über dem Gebäude aufsteigen. Die Polizei trieb die Randalierer schliesslich auseinander. In den sozialen Netzwerken veröffentlichte Fotos legten nahe, dass die Räume der Parteizentrale bei dem Angriff schwer verwüstet wurden.
In der südtürkischen Stadt Alanya wurde der örtliche HDP-Sitz in Brand gesetzt, wie CNN-Türk berichtete. Auch in mindestens sechs anderen Städten seien HDP-Büros von Demonstranten beschädigt worden.
Nationalisten werfen der HDP vor, der politische Arm der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) zu sein. Seit dem Ende der Waffenruhe zwischen der türkischen Regierung und der PKK Ende Juli liefern sich Sicherheitskräfte und die Rebellen täglich Gefechte.
«Hürriyet» belagert
In Istanbul belagerten am Dienstag Anhänger der türkischen Regierungspartei AKP erneut die Redaktion der «Hürriyet». Zunächst hätten sich etwa hundert Menschen vor dem Gebäude versammelt und sangen den Namen von Staatschef Recep Tayyip Erdogan sowie «Gott ist gross», berichtete die Zeitung auf ihrer Website.
Dann hätten sie das Redaktionsgebäude mit Steinen beworfen und sich gewaltsam Zutritt verschafft. Die Polizei habe die Demonstranten zurückgedrängt, die dann erneut in Slogans die AKP priesen.
Bereits am Sonntagabend hatten etwa hundert AKP-Anhänger das Redaktionsgebäude gestürmt. Auslöser war offenbar eine kontroverse Twitter-Meldung der «Hürriyet» über Erdogan.
Erdogan hatte in der Vergangenheit wiederholt die Mediengruppe Dogan kritisiert, zu der «Hürriyet» gehört. Die Angriffe auf die Zeitung erfolgten inmitten wachsender Sorge über Einschränkungen der Pressefreiheit in der Türkei.
cam (Quelle: sda)
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