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Freitag, 5. Juni 2015 / 10:10:10

Der Markwalder Code

Exklusiv im «Nebelspalter» Vorabdruck des neuen Dan Brown! Erfolgsautor des Bestsellers «Illuminati»!

Unter Missachtung der Schweizer Verkehrsregeln hielt ein Uber-Taxi mit kreischenden Reifen auf dem Bundesplatz. Als Professor Robert Langdon ausstieg, ragte der symmetrische Gebäudekomplex des Bundeshauses in den Berner Himmel. Der schlichte Rundbogenstil erinnerte ihn daran, Schweizer sind im Herzen Administratoren, und diese Nüchternheit entsprach dem Zweck dieses Verwaltungsgebäudes. Eine Frau mit karottenfarbenen Haaren kam mit einer Zielstrebigkeit, die sie als Freisinnige auswies, auf ihn zu - seine mysteriöse Auftraggeberin. «Ich benötige dringend die Dienste des weltbekanntesten Symbolisten», hatte ihre naiv klingende Stimme am Telefon gesagt. Langdon wollte ablehnen. Da fügte sie in beschwörendem Unterton hinzu: «Professor Langdon - ich selbst bin zu einem Symbol geworden.» Damit hatte die ihm Unbekannte seine volle Aufmerksamkeit gewonnen.

Als er die Nationalrätin Markwalder nun aufforderte, diese kryptische Aussage zu erklären, schlug sie die Augen nieder. Sie sei ihrer politischen Unschuld beraubt worden. Und: «Jemand hat meine Naivität ausgenutzt, und nun bin ich für die ganzen Medien zum schlechten Symbol für Lobbyismus geworden. Dabei wusste ich gar nicht, dass es so etwas im Bundeshaus gibt!» Langdon schenkte der Naivität in ihrer Stimme Glauben. Die Existenz der Lobbitiati, die in der Wandelhalle unerkannt umgingen, wurde geflissentlich totgeschwiegen. Der Geheimbund hatte die Nationalrätin offenbar zu einem Werkzeug Kasachstans instrumentalisiert. «Als ich aufgefordert wurde, Burka zu tragen und ins Kalifat zu ziehen, kamen mir dann doch Zweifel», ergänzte sie. Langdon hatte Mitleid mit ihrer politischen Karriere. Bei guter Beleuchtung sah er ein bisschen aus wie ein schlanker Tom Hanks (bei schlechter Beleuchtung wie ein fetter Tom Hanks). «Die Erklärung», sagte er bedeutungsschwanger und zeigte auf den Boden zwischen seinen Collegeschuhen, «liegt hier drunter.» Jedoch gebe es selbst für einen fiktionalen Harvard-Professor wie ihn keine Möglichkeit, die sagenumwobenen Gewölbe unter dem Bundeshaus zu betreten. Schmunzelnd hielt Nationalrätin Markwalder einen Badge hoch, der Robert Langdon genau dies ermöglichen würde: den Zutritt zum Heiligsten in Helvetien. «Nehmen Sie, ein Badge für Lobbyisten, ich habe noch ganz viele davon.»

Als sie die sakral wirkende Kuppelhalle betraten, hielt Langdon den Atem an. Der monumentale Repräsentationsbau verband kühne Architektur mit noch kühneren Gründungsmythen. Am Pfosten des Treppengeländers war ein Fischer abgebildet, sein Netz auswerfend. Das Erkennungszeichen der Lobbitiati gleich im Eingangsbereich - Langdon fühlte sich bestätigt. Und oben an der Treppe: das steinerne Denkmal der Hauptbeteiligten des Rütlischwurs. Es war der Treppenwitz unter Symbologen, dass der erste bekannte Fall von Lobbyismus auf dieses Ur-Trio zurückging. Das Rütli-Wiesen-Grillfest, eigentlich wohlkalkulierte PR-Aktion der Fleisch-Lobby, wurde von Ghostwritern zum nationalen Gründungstag umgeschrieben.

Aus dem Nationalratssaal klang die Stimme des FDP-Präsidenten, der zu mehr Vorsicht mit Lobbyisten aufrief: «Steigt nicht zu ihnen ins Auto und nehmt keine Süssigkeiten von ihnen an!» Langdon lenkte Markwalders Aufmerksamkeit auf das Spruchband des Schweizerwappens im Zenit der Kuppel: Unus pro omnibus/omnes pro uno. Markwalder war erschüttert. «Die ganze Zeit haben wir es direkt vor unserer Nase.» Ihre naive Stimme wurde leise. «Und doch haben wir es nie richtig gesehen.» Einer für alle/Alle für einen, der Leitspruch der Lobbyisten. Ein einzelner beeinflusster Nationalrat bedeutet, alle anderen beeinflussen zu können. Einem plötzlichen Impuls folgend, drückte der Professor auf einen Buchstaben in der Inschrift des Bundeshaus-Architekten: «Hier erhebe sich das Schweizerische Capitol.» Langdon war nicht überrascht, als knirschend eine versteckte Tür ihr Geheimnis preisgab: einen Stollen zu den Katakomben. Der Mechanismus verbarg sich im Buchstaben «O», der, wie Langdon richtig kombiniert hatte, eigentlich ein «A» sein müsste.

Sie gelangten immer tiefer unter das im Jahre 1852 erbaute Bundeshaus. Rohre zogen sich kreuz und quer über die feuchte Decke. «Ganz wie ich vermutet habe», erklärte Langdon der staunenden Nationalrätin, «die Lobbitiati haben das gesamte Bundeshaus unterhöhlt.»

Dies waren keine normalen Rohre. Es waren Sprachrohre. Dumpf waren die einflüsternden Stimmen zu hören: «Denk dann bei der Versicherungsabstimmung an uns, Alex...» Und: «Vergiss die Gastfreundschaft der Kasachen nicht, Walter...» Markwalder fragte ihn nach den Seilen, die wie Glockentaue herabhingen. «Das müssen Seilschaften sein», kombinierte Langdon. Als er am Seilende «Pharma» zog, hielt oben sogleich einer eine flammende Rede über die Medikamentenpreise, die keinesfalls gesenkt werden dürfen.

Jetzt beschlich Markwalder die Angst. Nicht die Angst vor diesen Machenschaften. Sie fragte sich, ob sie für ihre Naivität belangt werden könnte. Langdon belehrte sie: Sie stünde unter dem Schutz der parlamentarischen Immunität. «Sind das dann nicht die Immuniati?» Langdon beschloss, diese eine Frage unbeantwortet zu lassen. Worauf Markwalder eine weitere stellte: «Kann ich denn jetzt noch zur Nationalratspräsidentin gewählt werden?» Um den Bestseller mit einer humorvollen Note zu beschliessen, witzelte Langdon, sie müsste das Präsidium dann einfach «PR-äsidium» nennen.

Roland Schäfli (Quelle: Nebelspalter)

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