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«Ava» und «Marwa»: Beide haben an sich die gleiche Funktion.

 
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Mittwoch, 22. April 2015 / 14:00:18

Lieber zwangsverheiratet als bei Tinder weggewischt

Caroline Kebekus brachte den Titel bei ihrem ersten «Pussy-Terror TV», ihrer eigenen Comedy-Show auf WDR. Gucken wir mal genau hin und tatsächlich: Die neoliberale Männerpolitik bringt auf allen Seiten wahre Alptraumfrauen hervor.

Dabei sehen sich die Bilder der Dschihadisten-Ehefrauen und der eiskalten Plastikfrauen mit ihren «Titten aus Zement» (Sloterdijk) erstaunlich ähnlich.

Alex Garland präsentiert mit «Ex Machina» ein erstklassiges «Frankenstein-Experiment fürs Silicon Valley» (David Steinitz in der Süddeutschen). Die Traumfrau in «Ex Machina» setzt sich aus Suchanfragen, Handydaten, Pornopräferenzen und Chats algorithmisch zusammen. So kriegen die Männer endlich die, der Frau aus Fleisch und Blut in allem überlegenen, anpassungsfähigeren Kunstprodukt. Ein Uraltthema, das mit der Pornographisierung des Alltags männlichen Phantasien schon recht nahe kommt.

Szenenwechsel: Die deutschen Verfassungsschützer von NRW haben eine Kunstfigur namens «Marwa» geschaffen, um Mädchen vor der Reise in den Dschihad abzuhalten. Marwa ist ein völlig normales deutsches Mädchen mit Migrationshintergrund, das sich von der Hundepflegerin zur Heiligen Kriegerin entwickelt. Koran, Kopftuch und Krieg sind die islamische Version der westlichen Küche, Kinder, Kirche.

Beide: Ava (Ex Machina) und Marwa sind ausgesprochene gesellschaftliche Männerprodukte. «On ne nait pas femme, on le devient» (man wird nicht als Frau geboren, man wird es). Hier soll nicht Nurture oder Nature einander ausgespielt werden, sondern die Kunst des Denkens auf die Formbarkeit vieler Menschen, erstaunlicherweise meist weiblichen Geschlechts, angewandt werden.

Bei näherem Hinsehen unterscheiden sich Ava und Marwa eigentlich nur punkto Attraktivität. Ava ist cool, geil, intelligent, flirty, Marwa ein dienender schwarzer Vorhang mit brennenden Augen. Die Funktion von Beiden ist es, den herrschenden Machtverhältnissen, die weltweit und überall ein Melange aus alten Männerfantasien und den daraus realexistierenden Herrschaften sind, zu dienen. Margret Atwood hat dies schon vor 30 Jahren in ihrem «Der Report der Magd» auf den Punkt gebracht, doch darüber mag niemand so wirklich sprechen. Und schon gar nicht in Talkshows. Reden geht nur dann, wenn irgendeine junge Frau wieder einmal den Feminismus hasst, eine mittelalterliche Frau meint, sie hätte die Quote nie gebraucht und eine alte Frau posaunt, ihr hätte ihr Frau sein nie geschadet.

Subjektivität, Freiheit, Wille, Unabhängigkeit, Mensch sein, Stärke, Ausdruck, Inspiration, Grösse können Frauen, wenn überhaupt, nur in denkenden, schreibenden und künstlerischen Berufen und Positionen ausleben. Sobald wirkliche gesellschaftliche Macht ins Spiel kommt, verwandeln sich Frauen ins «Cool Girl» - siehe die geniale Beschreibung der Thrillerautorin Gillian Flynn. Hier übersetze ich eine der wichtigsten Passagen (kein Spoileralert, da es sich um eine Denkübung innerhalb des Buches handelt) aus dem amerikanischen Original, da mir die offizielle deutsche Übersetzung nicht gefällt:

«Sie ist das 'coole' Mädchen. Das grösste Kompliment, das eine Frau je kriegen kann. Wer möchte schon nicht cool sein? Cool Girl ist heiss, brillant, witzig, liebt Fussball, Poker, dreckige Witze und rülpsen. Cool Girl liebt Videospiele, trinkt billiges Bier, liebt Dreier, Analsex, führt sich Hotdogs und Hamburgers rein als wären diese die kulinarische Gangbang in ihrem Mund und trägt trotz dem Food höchstens Grösse 34. Weil: Cool Girl ist heiss. Heiss und verständnisvoll. Cool Girl wird nie wütend, macht nie Vorwürfe. Cool Girl lächelt und versteht die Männer und lässt die Männer all das tun, was sie wollen. Auf mit Dir Junge, scheiss auf mich - ist ok, ich bin das Cool Girl.»

Um den Preis des «Dazugehörens» opfern Frauen viel. Meist sich selber.

Viele Männer und Frauen glauben tatsächlich, dass es dieses Cool Girl gibt. Die realexistierende Welt gibt ihnen auf den ersten Blick recht. Soviele Frauen tun alles, nur um das zu sein, was Männer wollen. Müssen Männer für ihre gesellschaftliche Position arbeiten, arbeiten Frauen «an sich». Wenn ich «Männer» sage, dann meine ich übrigens nicht das Geschlecht, sondern deren Herrschaftsposition, deren viele Vertreter in allen einflussreichen Berufen, deren Komplizität untereinander und deren Unbehagen (egal welche politische Richtung sie vertreten/angehören) gegenüber Frauen, die selbständig sind.

«Reiz des Bösen - was finden diese Mädchen in der IS-Hölle?» fragte Bild im Hinblick auf die «Groupies des Grauens». Ausgerechnet Frauen aus dem «freien» Westen entscheiden sich freiwillig für die Sklavenhaltung der IS! Dabei ist dies so einfach wie klar. Vor gesellschaftliche Verhältnisse gestellt, die keine wirkliche Alternative zum eigenen Sein darstellen, wählen gerade weibliche Teenager den Weg zur Unfreiheit (männliche Teenager übrigens auch).... schliesslich: unter der Burka ist frau nie zu dick (Ironiedetektor einschalten)!

Vor gesellschaftliche Verhältnisse gestellt, die die Menschwerdung oder das Mensch sein der Frauen sehr erschwert, begeben sich viele Frauen im Westen auch in unsägliche Verhältnisse. Sie hungern sich zu Tode, fressen sich einsam, botoxen sich ins Elend, schmeissen Pillen gegen ihre Not, tingeln durch Talkshows und und und und. Eben: Lieber zwangsverheiratet als bei Tinder weggewischt.

Wie meint Gillian Flynn? «Alle Frauen wollen Cool Girl sein.» Cool Girl hat einen Fremdgänger? Sie lächelt überlegen und lädt seine neue Flamme einfach grad mit zu sich nach Hause ein. Der Typ liebt coole Businessfrauen? Cool Girl wirbt im hübschen Kostümchen für die Quote. Er lebt vegan? Cool Girl zitiert nur noch aus «Tiere essen». Er kennt alle Sexspielzeuge? Cool Girl bestellt sofort auf gadgetsporn. Nun also: Ein fiktiver Ehemann und ein Heiliger Krieg ruft? Cool Girl wirft sich in die Burka.

Spannend ist, dass alle denken, nur weil es die Cool Girls (Frauen können alles) überall in Werbung, Film, Kunst und mehr und mehr auch in der Politik gibt, sie tatsächlich existieren. Die Cool Girl-Fassade ist so omnipräsent, dass sie nur selten abbröckelt. Seit Sex and the City feministischfrenetisch gefeiert wird, seit 50 Shades of Grey millionenfach die Schlafzimmer aller Frauen erobert hat, müssten wir es aber alle besser wissen. Cool Girl gibt es nicht gratis. Es ist das Produkt jahrelanger, harter, selbstvernichtender neoliberaler Sklavenarbeit von Mädchen und Frauen an sich selber. Kein Wunder hüllen sich viele Frauen lieber hinter einen schwarzen Vorhang und andere wiederum enthüllen sich bis hinter die rasierten Schamlippen oder lassen sich durch Billigschund fesseln. Denn eines ist klar: Jede tut es freiwillig, oder?

Regula Stämpfli (Quelle: news.ch)

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