Sonntag, 18. Januar 2015 / 22:31:29
Satirebeitrag wird irrtümlich Wahlkampfsujet
Riesenpanne bei BDP: Die Bürgerlich-Demokratische Partei hat an ihrem Parteitag in Winterthur aus Versehen einen internen Jux als offizielle Strategie vorgestellt: Eine Biene soll als Wahlkampfsujet fungieren.
Ungläubiges Staunen und nervöses Gemurmel am Samstag unter den Delegierten: Der Berner BDP-Nationalrat Lorenz Hess gibt bekannt, dass die Partei die Biene zum Wahlkampf-Sujet erkoren habe. Die Biene verkörpere positive Eigenschaften wie Fleiss, Ausdauer, Gemeinschaftssinn und Engagement, gelte als natürlich, schweizerisch und friedlich - und könne im Notfall auch stechen. Raunen und verhaltenes Gekicher dringen durch den Saal.
Insider der Parteileitung bemerken sofort: Da ist gehörig was schiefgelaufen. Den Delegierten wurde irrtümlich ein interner Jux als Pfeiler des Wahlkampfs 2015 vorgestellt. Dabei geht der Bienen-Vergleich auf eine bittere Erkenntnis des ehemaligen Parteipräsidenten Hans Grunder zurück. In einem Moment tieftrauriger Klarsicht soll dieser bereits vor Monaten gesagt haben: «Ohne unsere Bienenkönigin Widmer-Schlumpf ist unsere Partei ein zum Aussterben verdammtes Volk. Wir können noch so emsig sein, vermehren werden wir uns nicht mehr.»
Aus diesem Zitat muss in den Tagen nach dem verunglückten Hochzeitsflug mit der CVP eine ganze Satire-Kampagne entstanden sein, die aber zu keinem Zeitpunkt für die Öffentlichkeit gedacht gewesen ist. Gegenüber den Medien hält sich die Parteileitung zugeknöpft, wie das Papier nun dennoch den Weg an die Delegiertenversammlung finden konnte: «Kein Kommentar.»
#MoreThanEveline?
Auch unabhängige Werbestrategen reiben sich die Augen: «Ich hatte mir gleich gedacht, dass da was nicht stimmen kann. BDP und Bienen, das geht vielleicht von den Parteifarben her. Als nächstes denkt man aber bereits ans Bienensterben.» Tatsächlich wurde die interne Satire in Anspielung an Markus Imhoofs Erfolgsfilm «More than Honey» anfänglich unter dem Hasthag #MoreThanEveline? verbreitetet.
Nun scheint die Partei beschlossen zu haben, gute Miene zum bösen Spiel zu machen und das Kampagnensujet allen Ernstes durchzusetzen. Bis zu den Wahlen im Herbst werden den Schweizern nun vermutlich die positiven Eigenschaften der Bienen um die Ohren geschlagen. Während die Mehrheit der Wähler sich noch Fragen dürfte, wo die BDP überhaupt einen Stachel haben könnte, verweisen SVP-Mitglieder maliziös darauf, dass eine Biene, die einmal zugestochen hat, ohnehin eingeht.
Wassermelone und Kürbis
Die ganze Panne dürfte im Übrigen schnell vergessen gehen, falls sich Gerüchte bewahrheiten, dass nun auch andere Parteien internen Spott zu Wahlkampfmaskottchen machen könnten: Bei den Grünen käme etwa die Wassermelone («aussen grün, innen tiefrot») in Frage, bei der CVP ein Kürbis («aussen orange, innen ausgehöhlt»).
Marco Ratschiller (Quelle: Nebelspalter)
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