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Vom lupenreinen Demokraten zum lupenreinen Invasor? Putins Image-Wandel in den Medien.

 
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Mittwoch, 7. Mai 2014 / 10:50:51

Lügen haben wahre Beine.

Die Meldung: Das ARD-Magazin ZAPP thematisiert in einem fünfeinhalb Minutenbeitrag mit: «Immer auf Putin? Breite Kritik an den Medien» die Protestwelle gegen die etablierten Medien. Der Vorwurf der Tausenden von Zuschriften ist: In der Ukraine werden die Bürger und Bürgerinnen nicht informiert, sondern manipuliert. Sind dies Zeichen einer stimmgewaltigen kritischen Öffentlichkeit?

Die Informationsredaktionen in Deutschland stehen seit der Ukraine-Krise unter Beschuss. Der Protest gegen die Mainstream-Medien, der im Netz schon länger spürbar ist, ist nun direkt in den Redaktionen angekommen. Die Redaktionen aller elektronischen und Print-Medien, insbesondere aber auch der Deutschlandfunk werden von einer Kritik-Flut überschwappt, die die Journalisten offensichtlich überfordert. Die offenen Briefe, Blogs, Leserzuschriften, Protesttweets, Postings etc. reichen von kruden Verschwörungstheorien (die leider seit Edward Snowdens Enthüllungen in ihrer Absurdität immer realer wirken) über politische Gesinnungsbriefe: «NATO-Pressestelle» bis hin zu «normal» politisch engagierten Bürgerinnen und Bürgern, welche sich über die Einseitigkeit der deutschen Berichterstattung in allen Leitmedien beklagen.

Wer noch über einen Hauch politischer Urteilskraft verfügt, versteht die Protestwelle sofort. Denn die letzten Wochen haben sich die Monster der Mediendemokratie zu offensichtlich manifestiert, als dass sie weiterhin von einer noch halbwegs funktionierenden Zivilgesellschaft ignoriert werden könnten. Die Ukraine manifestiert ein absurdes Kriegs-Theater ohne entspannende Lacher.

Über Jahre hinweg vermisste man in Deutschland eine klare Putin-Kritik. Als Putin von «gelenkter Demokratie» sprach, rauschten die Leitmedien kaum, ebenso übrigens wie anlässlich von Merkels «marktkonformer Demokratie». Erinnern Sie sich noch an meine Kolumne über «Das FAZ-Gespenst des Feuilletons» zur deutschen Berichterstattung über die putin-kritische Band Pussy Riot im Sommer 2012? Vielen deutschen Leitmedien galten die «Kunstaktionen» der Aktivistinnen, welche in Zeiten medialer Verblödung über Politik wohl direkter berichteten als unsere Auslandredaktionen, als spassige «Suppenhuhn-Aktion» (was übrigens auch die ganz normale Frauenverachtung in den deutschen Medien zeigt). Pussy Riot waren jedoch keinem Leitmedium Anlass genug, um über Putins politisches Wirken eingehender zu informieren. Im Gegenteil: Man schoss sich gerne mit Samtfedern und edler Distanz auf die «attraktiven» und «wirren» Pussy Riot ein. Der «Russlandreporter ohne Grenzen» Moritz Gathmann meinte in der FAZ 2012 noch, dass die Verurteilung von Pussy Riot ein relativ normaler Vorgang in einer Demokratie sei und nichts über den Autokrat Putin aussagen würde, denn es gäbe ja schliesslich «echte Diktaturen wie Nordkorea oder Usbekistan, welche gegen ihre Kritiker mit ganz anderer Härte vorgehen.» Genau solcher Unsinn wird nicht mehr kommentarlos goutiert.

Noch Anfang dieses Jahres waren die deutschen Leitblätter ziemlich zahm, als es um den Boykott von Putins Winterolympiade ging. Da wurde beschwichtigt, gebremst, so getan als sei Putin zwar nicht wirklich so ein «lupenreiner Demokrat», wie ihn sein enger Freund Gerd Schröder titulierte, aber Sport doch bitte von Politik getrennt werden sollte, zumal «Homosexualität» wirklich die «russische Identität» in ihrem Kern berühre und überhaupt war der Tenor: Die Menschenrechte für Homosexuelle sind nicht ähnlich wichtig zu bewerten wie die Energieversorgung durch Russland. Wie bitte? Identisch wird momentan auch anlässlich der Fussball WM in Brasilien berichtet, wo die FIFA-Feier die brasilianischen Menschen Milliardengelder kostet, die nun Schulen, Spitälern, der öffentlichen Infrastruktur und allgemein dem allgemeinen Wohlstand und der Demokratie fehlen. Wie wäre es endlich mit einem Medienboykott gegen derart diktatorische Veranstaltungen? Hmmm?

Dafür wehren sich nun die Menschen. Zuerst mit sinkenden Einschaltquoten und nun mit Protestaktionen.

Vorgestern war Putins Russland ein «normales» Regime, mit dem man «normal» Handel treiben sollte und musste und heute ist Putins Russland plötzlich Kriegstreiber? Was hat sich über Nacht denn gewandelt? Und: Für wie blöd halten die Journalisten ihre Leser und Leserinnen eigentlich, dass sie der Überzeugung sind, diese würden solche Kehrtwendungen nicht bemerken?

Seit Jahren bieten uns die meisten Mainstreammedien Sprechblasen von Freiheit, Demokratie und Handelsverträgen, während diese drei Wörter in der realen Politik dann so aussehen: Überwachungsstaat, Marktherrschaft und die fortschreitende Vernichtung sozialer und ökologischer Grundrechte der europäischen Staaten. Es werden mit China Freihandelsabkommen geschlossen mit explizitem Verzicht auf jeden Verweis auf Grundrechte. Und dann sollen plötzlich diese völlig vernachlässigbaren Grundrechte in der Ukraine mit aller Kraft, Macht, ja sogar vielleicht Krieg verteidigt werden? Die Proteste geben einen Hinweis darauf, dass es Viele offenbar satt haben, am Hindukusch ihre Demokratie zu verteidigen, die zu Hause von der Regierung an die USA, China und die EU (und bis vor kurzem auch an Russland) an den Meistbietenden verhökert wird.

Und nun geben sich die Redaktionen erstaunt. Sie sehen nicht ein, weshalb das Publikum ihren Verblödungsstrategien nicht mehr wie Kälber auf dem Weg zum Metzger folgen! Viele deutsche Redaktionen verhalten sich wie die FDP vor den Bundestagswahlen, die auch gemeint hat, die Wähler und Wählerinnen merken den Unterschied zwischen Worthülsen und Realpolitik eh nicht mehr. Dass sich der Wind gedreht hat, hätten die Redaktionen spätestens seit dem durchaus berechtigten Shitstorm gegen Markus Lanz merken sollen. Doch da Journalisten lieber ihren Job behalten als ihn zu tun, wurde der Lanz-Protest nicht als das Erwachen einer kritischen Öffentlichkeit gedeutet, sondern von oben herab als populistischen «Pranger-Kultur» denunziert.

Natürlich tummeln sich im Netz und den Foren Trolle, Irre und ziemlich nasty People. Doch dieser Digitalplebs wird mehr und mehr von einer kompetenten, informierten und engagierten Bürgergesellschaft-Minderheit aufgewogen.

Wissen Sie übrigens, wie sich politisch engagierte Menschen seit Jahren informieren? Sicher nicht via politische Talkshows oder gar die Tagesschau, sondern über kritische Magazine, die eine klare politische Haltung haben und via der politischen Satire. Sie haben richtig gelesen. Nur in der Satire finden wir noch Politik - denn die Politik ist tragische Realsatire geworden. Wenn Lügen die Wahrheit geschickt vertuschen sollen, braucht es eben die Lüge, um Wahrheit aufzudecken. Die Erfolge von John Stewarts «Daily Show», von der «HeuteShow» oder von «Neues aus der Anstalt» belegen, dass die klassische Information ihren Ruf zur Wahrheit schon längst verspielt hat. Dass beispielsweise der Chef der deutschen und von linksliberalen so geliebten «Die Zeit» aufs engste mit der Rüstungsindustrie und den US-Amerikanischen Think Tanks verknüpft ist, habe ich auch erst durch «Neues aus der Anstalt» erfahren. Dabei wäre dies eine Information, die politisch relevanter ist als die Frage, welche Frisur die deutsche Verteidigungsministerin aktuell trägt.

Regula Stämpfli (Quelle: news.ch)

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