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Katars Hauptstadt Doha: Wo Fussballalbträume wahr werden.

 
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Mittwoch, 26. März 2014 / 11:05:26

Blut und Spiele

Die deutsche WELT ist eigentlich nicht bekannt dafür, sich besonders links, kritisch und progressiv zu positionieren. Doch was die Berichterstattung zur blutigen Fussball WM in Katar betrifft, liegt sie ganz weit vorne und übertrifft jedes sozialkritische Blatt. Hochachtung, kann man hier nur sagen.

Vor ein paar Tagen hat die «International Trade Union Confederation» ITUC nachgewiesen, dass bisher schon 900 Migrationsarbeiter in Katar elendlich verreckt sind und bis zur Fussball WM 2022 mit über 3000 weiteren Toten zu rechnen ist. Ausser der WELT hat keine andere deutschsprachige Zeitung diese Meldung mit einer grossen Dokumentation zu den unerträglichen Vorgängen in Katar publiziert. Nur schade hat die WELT ihre Berichte nicht auch noch mit den sozialen Protesten in Brasilien kombiniert, denn daraus wäre ein Bild entstanden, welches den gesamten FIFA-Horror sogar im fussballverrückten Deutschland auf den Punkt bringt.

Im Juni 2013 haben fast eine Million Menschen in Brasilien gegen die FIFA und die WM demonstriert. Im Januar 2014 haben in São Paulo und Rio de Janeiro Tausende Menschen gegen die hohen Kosten für die Fussball-WM protestiert. Die Polizei setzte für die FIFA-Diktatur jedes mal Tränengas und Gummigeschosse ein.

Immer noch Lust auf Jubelfeiern, flächendeckende Medienberichte, Fan-Meilen für die FIFA in diesem Jahr? «Wenn wir keine Rechte haben, wird es keinen Cup geben», skandierten die Teilnehmer an der Demo in Rio. Brasilien hat Millionen in die WM investiert, die nun für alle öffentlichen Belangen wie Bildung, Spitäler, Nahverkehr und bezahlbare Wohnungen auf Jahrzehnte hinaus fehlen. Die «Operation: Stoppt den Weltcup» von ANONYMOUS wird aber wohl an den Jubelrufen der Fussballfans, welche sich zuhause gerne progressiv geben, ja vielleicht sogar in einer Gewerkschaft tätig sind, scheitern. Nützt ja alles nichts. Ein Verein in der Schweiz, der keine Steuern zahlt, der eine WM in Ländern organisiert, in welchen Menschenrechte, Mindestlöhne und Demokratie mit Fäusten geschlagen und Füssen getreten werden, während die Pfiffe, der Jubel, das Männerröhren weiterhin Milliarden Werbegelder einbringt, muss sich um eine lächerliche Million demonstrierende Menschen nicht kümmern. Und die Schweiz wäscht sich immer weisser und weisser und weisser.

Wer Fussball zelebriert, muss sich irgendwann den Rissen, Schrunden, Abgründen stellen, welche die WM aus FIFAs Gnaden darstellt. Reflexionen und Perspektiven müssen her. Wenn es sogar einem bayrischen Gericht (!) gelingt, den Fussballhohepriester Hoeness hinter Gitter zu bringen, sollte dies doch auch mit entsprechenden Regelungen bei FIFA-Funktionären möglich sein. Oder was braucht es eigentlich noch mehr an Dokumentationen, Demonstrationen, Unrechtsstaatsfeststellungen? Könnte es wirklich sein, dass die Schweiz in 100 Jahren als das Land gelten wird, welches Fussballverbrechern aus aller Welt Schutz, Heimat und Reichtum garantiert hat? Gibt es keine Möglichkeit, den Fussball unter FIFA-Herrschaft mit Verbrechen gegen die Menschlichkeit - von den Billigausstatter von Sportklamotten und den Sklavenarbeiterinnen-Textilfabriken soll hier noch gar nicht die Rede sein - zu stoppen? Alle Jahre wieder reproduziert sich die Sport-Logik in der organisierter Weltherrschaft mit FIFA, UEFA, IOC mit immer noch grösserer Brutalität. Und alle Jahre kommt das Schulterzucken der Medien und Masse mit gleichzeitiger Lobhudelei des «Ursprungssports».

In seinen «Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben» schreibt Adorno: «Zu den stumpfsinnigen Leistungen, welche die herrschaftliche Kultur von den Unterklassen verlangt, werden diese fähig allein durch permanente Regression. (...) Die Erzeugung von Barbaren durch die Kultur ist aber stets von dieser dazu ausgenutzt worden, ihr eigenes barbarisches Wesen am Leben zu erhalten.» (S.207, suhrkamp-Fassung). Ersetzen sie Kultur mit FIFA oder Fussball und Sie denken eventuell auch über das beschädigte Leben während dem «TOR»-Jubel nach. Wohlverstanden. Vielleicht. Denn es wäre so einfach: Stell Dir vor es wäre Fussball WM und keiner schaut hin.

Regula Stämpfli (Quelle: news.ch)

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  • Die Welt zu den Zuständen in Katar
    Bericht über das Leiden der Gasarbeiter für die Fussball WM
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