Mittwoch, 5. März 2014 / 13:18:21
Journalisten im Social Web oft beschimpft
Preston/Berlin - Journalisten werden über soziale Netzwerke oft beschimpft und sind sogar manchmal Drohungen ausgesetzt, wie die ersten Ergebnisse einer laufenden Studie der University of Central Lancashire zeigen.
Hendrik Zörner, Pressesprecher des Deutschen Journalisten-Verbandes, überrascht das im Gespräch mit pressetext wenig: «Journalisten sind besonders gefährdet, beschimpft zu werden, weil sie ja manch eine unbequeme Geschichte aufdecken.» Das kann sogar bis hin zum Shitstorm führen.
Häufig geringe Hemmschwelle
«Wir haben bereits jede Menge Evidenz in Form von Anekdoten über die Beleidigungen, die an Journalisten gerichtet werden. Ehrlich gesagt wird mir bei manchen Dingen, die ich gelesen habe, schlecht. Aber wir wollen nun über die Einzelfälle hinausgehen und Daten über die Grösse dieses Problems sammeln, und darüber, wie Journalisten praktisch und emotional darauf reagieren», so Amy Binns, Professorin und ehemalige Journalistin über die Studie.
Die ersten Auswertungen über die Daten von 87 Studienteilnehmern zeigen, dass die häufigsten Beleidigungen, das heisst 70 Prozent, die Arbeit der Journalisten oder das Medium, für das sie schreiben, betreffen. Persönliche Beleidigungen erlitt fast die Hälfte der Befragten, 27 Prozent wurde gedroht. Sexuelle Beleidigungen lagen bei acht Prozent, sechs Prozent bekamen sexuelle Drohungen.
«E-Mail oder Kommentar sind schneller und leichter geschrieben als ein Brief», bestätigt Zörner die zunehmende Häufigkeit von Beleidigungen im Social Web. «Ausserdem fällt die Redaktion, die sich die Briefe vor der Veröffentlichung angesehen hat, bei den Kommentarspalten als Barriere weg.»
Diskussionen haben Berechtigung
Die meisten der befragten Journalisten (58 Prozent) reagierten mit einer öffentlichen Antwort auf die Anschuldigungen und fast genauso viele blockierten den entsprechenden User. 15 Prozent löschten die Posts, die zu den Beleidigungen führten. «Journalisten haben den Auftrag, sich Diskussionen zu stellen - sie stehen ja nicht über den Dingen, sie haben die Informationen recherchiert und da kann sich schon die eine oder andere Frage von Lesern auftun. Journalisten müssen aber auch nicht auf alles eingehen», so Zörner.
Laut Umfragedaten lösten die unangenehmen Äusserungen bei Männern und Frauen Gefühle der Wut und Trauer aus, einige fühlten sich auch eingeschüchtert und verängstigt. Frauen weisen dabei eine höhere Rate an Wut und Trauer auf als Männer.
awe (Quelle: pte)
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