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Andreas Fischlin ist Professor für Systemökologie an der ETH Zürich.

Die Welt am Verhandlungstisch.

Gespaltene Meinungen an den UN-Klimaverhandlungen Cop19 in Warschau.

Verhandler der Arbeitsgruppe ADP bereinigen die letzte Differenz im Arbeitsplan für das neue Klimaregime im Hinblick auf dessen Verabschiedung 2015 in Paris.

 
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Freitag, 29. November 2013 / 15:51:00

Aufgeschoben statt aufgehoben

Die Kluft zwischen den Standpunkten ist nach wie vor gross: an der Klimakonferenz in Warschau, die letzten Samstagabend zu Ende ging, ist eine Einigung nur unwesentlich näher gerückt. Worin bestehen die Gegensätze? Und warum sind sie so schwer zu überwinden?

Ich bin diesen Sommer von den Industrieländern als sogenannter Co-Facilitator des Structured Expert Dialog für die UN-Klimakonferenz in Warschau gewählt worden. Meine Aufgabe war und ist es, neueste wissenschaftliche Erkenntnisse, wie sie etwa im fünften IPCC-Bericht dargestellt sind, in die Verhandlungen einzubringen. Dabei wird das 2010 beschlossene Schutzziel überprüft, nämlich die globale mittlere Erwärmung unter zwei Grad Celsius gegenüber vorindustriellem Klima zu halten. Mehrere Länder, insbesondere die Inselstaaten, fordern, diese Erwärmungsgrenze auf 1,5 Grad zu senken.

Mehrere IPCC-Autoren, darunter auch solche von der ETH, haben die Verhandelnden informiert und mit ihnen die neuesten wissenschaftlichen Ergebnisse diskutiert. An verlässlichem Wissen mangelt es also nicht; und die neuesten Erkenntnisse sind auch in die beschlossenen Texte eingeflossen. Damit war auch allen Verhandlungsteilnehmern klar, dass nur sofortige und massive Emissionsreduktionen die Einhaltung des Schutzziels gewährleisten können. Worüber nach wie vor heftig gestritten wurde, ist die Frage, wer, was, wo und wie viel zum Klimaschutz beitragen soll oder kann.

Super-Taifun prägt Konferenz

Zu Beginn der Konferenz hatte der Leiter der philippinischen Delegation einen Hungerstreik angekündigt, den er erst beenden wollte, wenn die versprochenen 100 Millionen Dollar (ca. 90 Mio. Schweizer Franken) in den Fonds für die Anpassungen an den Klimawandel (UN-Anpassungsfonds) einbezahlt würden. Der Anlass war der aussergewöhnliche Taifun Haiyan, der Anfang November über die Philippinen fegte und mehr als fünftausend Todesopfer forderte. In der Tat, Sturmstärke und Meerestemperaturen waren ungewöhnlich hoch, doch wir wissen, dass nur eine Erhöhung der Häufigkeit extremer Ereignisse, nicht aber ein einzelnes Extremereignis auf den Klimawandel zurückgeführt werden kann. Zudem steht die genaue Analyse noch aus, ob und in welchem Ausmass der Klimawandel den Taifun Haiyan begünstigt hat. Das erfordert aufwendige Nachrechnungen mit Zirkulationsmodellen des Ereignisses mit und ohne menschlichem Einfluss auf das Klima.

Tiefer Graben zwischen Nord und Süd

Obwohl sich vorläufig kein eindeutiger Zusammenhang zwischen Haiyan und Klimawandel herstellen lässt, verdeutlichte der Vorfall die Standpunkte exemplarisch: die Entwicklungsländer sind überzeugt, dass solche Extremereignisse hauptsächlich durch uns Industrieländer verursacht werden, und dass wir für den Klimaschutz zu wenig tun. Hier wird auch mit dem Argument der «historischen Verantwortung» gefochten. In die gleiche Kerbe schlägt das sogenannte «Brazilian Proposal», das den Anteil der einzelnen Länder an der bisherigen Erwärmung von 0.85 Grad abschätzen will. Demgegenüber weisen die Industrieländer auf das fehlende Wissen um den menschgemachten Klimawandel vor 1990 und auf die leeren und verschuldeten Staatskassen hin. Auch unterschiedliche ordnungspolitische Vorstellungen prallen aufeinander, zum Beispiel wenn es darum geht, welche Rolle der Privatsektor im Vergleich zur öffentlichen Hand spielen soll, insbesondere bei der 2010 versprochenen, jährlich ansteigenden Alimentierung des Green Climate Fund. An der damaligen Klimakonferenz in Cancun (Mexiko) wurde entschieden, dass bis 2020 jährlich 100 Milliarden Dollar (ca. 90 Mrd. Schweizer Franken) vom Norden in den Süden fliessen sollen. Nun verlangen die Industrieländer zu Recht, dass derartige Geldmengen nur bei überprüfbaren Leistungen zum Klimaschutz seitens der Empfänger fliessen können.

Was wurde erreicht?

Trotz gegenseitiger Schuld-
zuweisungen konnte man sich in mehreren Punkten einigen: Beispielsweise konnte das wichtige Regelwerk zur Eindämmung von Rodungen in tropischen Wäldern im Wesentlichen abgeschlossen werden. Die Überprüfung der freiwilligen Anstrengungen für den Klimaschutz in Entwicklungsländern konnte geregelt werden. Mit Beteiligung der Schweiz mit 10 Millionen Dollar (ca. 9 Mio. Schweizer Franken)glückte auch die Alimentierung des Anpassungsfonds, womit der Delegationsleiter der Philippinen seinen Hungerstreik beenden kann. Zudem wurde vereinbart, den Green Climate Fund mit den erforderlichen Mitteln zu versehen. Schliesslich wurden die Warschauer Mechanismen beschlossen, welche bei Schäden und Verlusten an Leib und Leben (Loss and Damage) zum Zuge kommen sollen.

Ausblick auf den Meilenstein 2015

An der Klimakonferenz in Paris Ende 2015 soll das neue Klimaabkommen verabschiedet werden. Bis dann ist noch viel zu leisten, sollen das gegenseitige Misstrauen abgebaut, der politische Wille gestärkt und all die offenen Fragen bezüglich einer genügend fairen Lösung geklärt werden. In Anbetracht neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse ist ein wirksamer Klimaschutz höchst dringlich. Ich denke es gilt: «Last Call» - die letzte Gelegenheit, das Schutzziel vielleicht doch noch einhalten zu können! Soll wie beschlossen die Erwärmung wirklich unterhalb zwei Grad bleiben, so sind grösste Anstrengungen erforderlich, wie das auch im Beitrag von Prof. Reto Knutti dargelegt wird. 2015 wäre demnach ein griffiges Abkommen erforderlich. Nur so dürfte auch die nötige Signalwirkung für die Zeit bis 2020 zustande kommen, damit tatsächlich alle Länder und Sektoren auf einen wirtschaftlich und sozial verträglichen Klimaschutzpfad einschwenken.

Prof. Andreas Fischlin (Quelle: ETH-Zukunftsblog)

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