Mittwoch, 20. November 2013 / 10:40:00
«Vier Pfoten» fordert ein Verbot der Trophäenjagd
Zürich - Die Zeitung «20 Minuten» berichtete gestern von der US-TV-Moderatorin Melissa Bachman, die sichtlich stolz neben einem erlegten Löwen posierte und damit eine weltweite Entrüstung auslöste. Melissa Bachman ist kein Einzelfall.
Tausende Jagdtouristen aus Europa und den USA reisen jedes Jahr nach Südafrika. Statt Fotos bringen sie ein Löwenfell als Souvenir mit nach Hause. Und die Nachfrage nach Löwen-Trophäen steigt stetig an. «Vier Pfoten» fordert ein Verbot von diesem dekadenten Freizeitvergnügen.
Diese Form des Jagens nennt sich Canned Hunting, zu Deutsch Gatterjagd
Da sich die Nachfrage nicht nur mit wildlebenden Tieren decken lässt, blüht der Handel mit den Löwen in Südafrika. Geschätzte 5000 Löwen leben in rund 160 südafrikanischen Zuchtfarmen, und ihr Leidensweg beginnt bereits kurz nach der Geburt.
Drei Tage nach der Geburt trennen sie die Züchter von der Mutter, ziehen sie per Hand auf und vermieten die Jungtiere dann als Touristenattraktion. Sind sie dem Streichelalter entwachsen, werden sie in Zuchtprogramme aufgenommen und kommen auf die Abschussliste.
Sie werden in enge Gehege gepfercht und über das Internet betuchten Trophäenjägern aus der ganzen Welt zum Abschuss angeboten. «Die Löwen werden für den Abschuss in ein umzäuntes Revier gebracht. Viele zeigen keine Scheu vor Menschen und laufen den Trophäenjägern förmlich vor die Flinte», sagt Corinne Abplanalp, Kampagnenleiterin von «Vier Pfoten». «Manche werden ausserdem mit Medikamenten ruhig gestellt und mit Ködern angelockt, damit sich die Trophäenjäger noch nicht einmal anstrengen müssen, um sie zu töten».
Ein lukratives Geschäft
Auf Löwenjagd kann in Südafrika jeder gehen - ein Jagdschein oder nachgewiesene Jagderfahrung ist nicht nötig. «Das Geschäft ist sehr lukrativ», weiss Corinne Abplanalp, «ein männlicher Löwe kostet je nach Alter, Grösse und körperlichen Merkmalen wie der Mähnenfärbung von CHF 10'000 bis 30'000 Franken oder mehr, Weibchen sind schon für CHF 4'000 zu schiessen.»
Auf manchen Farmen sind auch Löwenjungen zu haben. Erhältlich sind die Gatterjagd-Angebote im Internet und bei spezialisierten Reisebüros.
Die Zahl der wilden Löwen schrumpft seit Jahren: Die afrikanische Löwenpopulation ist in den vergangenen 50 Jahren von fast 100'000 auf 35'000 Tiere gesunken, zeigt eine aktuelle Studie der Duke University im US-Bundesstaat North Carolina. «Das zunehmende Angebot von Trophäenjagden verstärkt den Druck auf wildlebende Löwenpopulationen. Für die Zucht werden immer wieder Tiere aus der freien Wildbahn gefangen». weiss Abplanalp. Kenia, Botswana und Sambia haben bereits Konsequenzen aus dem drastischen Rückgang der Löwenpopulation gezogen und sich für ein Verbot der Trophäenjagd auf Grosskatzen entschieden.
«Wir fordern die südafrikanische Regierung auf, dieser Entscheidung zu folgen und den blutigen Sport sofort zu verbieten», so Corinne Abplanalp abschliessend.
li (Quelle: Vier Pfoten)
Artikel per E-Mail versenden
Druckversion anzeigen
Newsfeed abonnieren
In Verbindung stehende Artikel:
Vorsicht bei Freiwilligeneinsätzen in Afrika vor dubiosen Tierfarmen
Freitag, 15. Januar 2016 / 10:11:00